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Visionen

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Francoise Truffaut gehörte einst zu den Schöpfern der „Neuen Welle“ des französischen Films, die dem Filmschaffen sicherlich interessante Impulse zu geben vermochte, die aber auch manch Trübes und Ungenießbares hochspielte, so daß diese sogenannte neue Welle bald versiegte. Truffaut aber ist kein kurzlebiger modischer Begriff gewesen, sondern ein Künstler geblieben, der in jedem Film ein echtes Problem zur Diskussion stellt, ohne daß er Thesen plakatiert. „Fahrenheit 451“ ist eine Zukunftsvision, die durchaus nicht so utopisch ist, daß sie unglaubwürdig oder • unmöglich wäre. Ein diktatorisch beherrschter Zukunftsstaat schickt Feuerwehrkonnmandos durchs ganze Land, um alle Bücher — alle Zeugen menschlicher Vernunft und strebenden Denkens — verbrennen zu lassen. Die eigene und unabhängige Sicht der Dinge ist jeder Diktatur suspekt und wird deshalb verfolgt. Ein junger Feuerwehrmann ist anfangs — wie sehr häufig in Diktaturen — völlig mit diesen Methoden einverstanden, aber schließlich bekehrt ihn eine junge Lehrerin, er wird angezeigt und entflieht mit dieser Frau in die Wälder, in denen auch die übrigen Intellektuellen in der Verborgenheit überleben wollen — für eine neue, freiere Zukunft. Eine bestürzende und unheimliche Utopie, die formal in einem betont konservativen Stil gehalten ist, gleichsam' altmodisch anmutet, wodurch unterstrichen wird, daß es sich um keine allzu ' ferne Utopie handelt, sondern fast schon um etwas Vergangenes. Ein raffinierter Effekt Truffauts, der auch die beiden Darsteller, unseren Oskar Werner und Julie Christie, zu starker Intensität führt.

Unter dem recht billigen deutschen Titel „Das Mädchen aus der Cherry-Bar“ verbirgt sich eine ausgezeichnete amerikanische Gaunerkomödie, deren Originaltitel „Gambit“ die Geschichte viel treffender umreißt. Ein Gaunerpaar will nach einem raffiniert ausgedachten Plan einen kostbaren Schatz stehlen. Es ist eine Bombenrolle für Shirley McLaine, deren urwüchsige Komik in diesen ausgefallenen Situationen umwerfende Wirkung erreicht. Man sieht nämlich zuerst den Ablauf des Planes, wie er in den Gedankengängen des Gangsters abläuft und anschließend die tatsächlichen Ereignisse. Schon diese Kontrastierung bietet blendende Unterhaltung. Der Film hat Esprit und zeigt, daß auch eine umwerfende Komödienunterhaltung Niveau haben kann, ohne hochgestochen sein zu müssen, mit einem Wort, daß sie künstlerisch sein kann.

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