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„Weißt du noch“: Erinnerung per Pille

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Günther Maria Halmer und Senta Berger spielen ein Paar, das nach 50 Jahren Ehe einen neuen Kick sucht.

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Günther Maria Halmer und Senta Berger spielen ein Paar, das nach 50 Jahren Ehe einen neuen Kick sucht.

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Weißt du noch? Die richtig guten Kinofilme über das Altwerden, über lange Ehen, die damit verbundenen Probleme? Der tief berührende „An ihrer Seite“ (2006) von Sarah Polley zum Beispiel, in dem die wunderbare Julie Christie die an Alzheimer erkrankte Fiona spielt, deren liebender Mann Grant sie in die ärztliche Betreuung in einem Altersheim geben „muss“, wo sie ihn immer mehr „vergisst“. Oder „About Schmidt“ (2002) von Alexander Payne, in dem Warren (Jack Nicholson) sich mit Antritt seiner Pension plötzlich mit all den Dingen konfrontiert sieht, mit denen er sich während seiner Arbeitszeit kaum beschäftigen musste. Mit seiner 42-jährigen Ehe zum Beispiel und mit der neuen, vielen Freizeit, mit der er nichts anzufangen weiß.

In dieser Liga spielt Rainer Kaufmanns melodramatische Komödie „Weißt du noch“ nicht. Der 64-jährige deutsche Regisseur, vor allem routiniert durch Fernseharbeiten wie „Bella Block“, „Tatort“ und „Polizeiruf 110“, versucht sich hier an einem Kammerspiel zwischen zwei Eheleuten, die in ihrem ereignislosen Alltag feststecken. Senta Berger spielt Marianne, die seit 50 Jahren eine mehr oder weniger gute Ehe mit Günter (Günther Maria Halmer) führt. Sie wohnen in einem robusten Blockhaus mit großer Glasfront im Wohnzimmer, durch die Kaufmann am liebsten blickt, während sie sich in stichelnden Wortgefechten ergehen. Marianne kritisiert Günters wachsende Vergesslichkeit, Günter wirft ihr dasselbe vor. Die beiden Kinder kommen nur alle paar Monate zum Pflichtbesuch, und die guten Zeiten scheinen mit ihnen für immer entschwunden. Sie und Günter unternehmen zu wenig, erholen sich zu wenig, sagt Marianne. Wovon erholen, fragt Günter zurück, sie tun ja den ganzen Tag nichts.

Eine Pattsituation, da zaubert Günter am gemeinsamen Hochzeitstag zwei Pillen hervor. Sie sollen das Gedächtnis wieder auf Hochtouren bringen, einen vielversprechenden Trip down the memory lane.

In den Händen von Kaufmann eher ein schmerzhaftes coming down. Dialogblöcke bestehend aus jeweils circa zehn Sätzen werden von Berger und Halmer meist professionell, manchmal holprig gesprochen, dann wird zum nächsten Thema übergeleitet. Rein oberflächlich erwähnt bleiben also das erste Kennenlernen, das erste Fremdgehen, eine Krebserkrankung, die Depression der Tochter, der Rest des Lebens. Würde nicht jede Einstellung zeigen, wer spricht und was gesprochen wird, und würde nicht alles erklärt, was besser gedacht und gefühlt würde … es wäre nicht derselbe Film

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