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Bilder des Elends — es geschieht nichts!

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Kriegsberichterstattung enthält patriotische Propaganda, hautnahe Reportagen, Analyse von politischen Vorgängen und Suche nach Wahrheit. Der Dokumentarist Marcel Ophuls beleuchtet in seinem jüngsten Film „Veillėes d’armes - The Troubles We’ve Seen“ dieses Phänomen in Ex-Jugoslawien.

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Kriegsberichterstattung enthält patriotische Propaganda, hautnahe Reportagen, Analyse von politischen Vorgängen und Suche nach Wahrheit. Der Dokumentarist Marcel Ophuls beleuchtet in seinem jüngsten Film „Veillėes d’armes - The Troubles We’ve Seen“ dieses Phänomen in Ex-Jugoslawien.

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Im Winter 1992/93 besuchte er die Filmteams im Hotel „Holiday Inn“ in Sarajewo. Journalisten erzählen in Interviews ihre Geschichten, geben ihre Meinungen und Gefühle wieder. Im zweiten Teil des Films befaßt sich Ophuls mit der Umsetzung der Berichte in der Fernsehindustrie. Meinung und Gegenmeinung werden in kurzen Schnitten nacheinander gezeigt — eine fast vierstündige Montage von Informationen, ohne die Greuel des Krieges optisch hervorzukehren.

Einblendungen von Filmszenen unterstreichen die Statements und Bilder: Die Reporter warten im kahlen, düsteren „Holiday Inn“ - Mark Sandrichs Film „Holiday Inn“ mit Fred Astaire in der Hauptrolle zeigt eine illustre Gesellschaft im Hotel. Leere, schneebestreute Straßen in Sarajewo werden von Bing Crosby mit Irving Berlins Ohrwurm „White Christmas“ begleitet. Filmdokumente aus den Weltkriegen zeigen Parallelen auf.

Ophuls geht in diesem Film der Frage nach, ob Information und Bilder über Völkermord dazu beitragen, das Töten zu beenden. Doch die Menschen sehen die Bilder und es geschieht nichts. (27. November im Wiener Stadtkino im Rahmen eines Viennale Special zu Marcel Ophuls)

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