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Blamabler Schwank

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Vor fast zwanzig Jahren schon hatte sich die dreiaktige Originalfassung von Herzmanovsky-Orlandos „Kaiser Joseph und die Rahnwärters-tochter" bei ihrer Uraufführung in Graz als kaum bühnenwirksam erwiesen. Friedrich Torbergs radikale Rearbeitung wurde somit als dramaturgisch richtig bestätigt. Nun stellte der deutsche Regisseur Thilo Voggenreiter das Original am selben Ort,-am Schauspielhaus Graz, abermals auf den Prüfstand der Rühnenwirklichkeit. Das Ergebnis ist ernüchternd. Und es ist blamabel, weil Voggenreiter Hermanovskys elegant-kauzigen Witz mit dem Holzhammer parodierten Bau-erntheaters erschlägt.

Der erste Teil strotzt - nicht zuletzt dank der umwerfend vitalen Margarete Schuler als Notzerl - von mimischer Drastik und grellbunter Farbigkeit: mehr Löwinger - als die vom Autor intendierte Rosenkavalier-Stimmung. Doch die Crux ist der dritte Akt. Torberg wußte schon, warum er diese völlig epische Aneinanderreihung absurder Austria-zismen ganz einfach strich. Ging die Aufführung vor der Pause noch knapp an der totalen Verblödelung vorbei, so artete der dritte Akt mangels geeigneten Textes in einen kaum mehr kontrollierten Rahöl aus, in einen wirren Mix aus iterier-ten Robby-Witzen, Rauernschwank und ironisierender Musik, dem nur noch die Flucht ins Rossini-Opern-fmale bleibt - sehr zum Gaudium eines lachbereiten Publikums.

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