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Dichtersommerfrische

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Robert Musil unterschrieb eine Karte aus Steinach am Brenner, von Alm-spaziergängen und Kuhmilch mit „herzlich, Ihr Muh-Muhsil”, Ernst Jandl erlebte 1956 im Gasteiner Tal „die abgedroschenen glatzen aller großglockner”, der neunjährige Elias Canetti sang, als 1914 in den Ferien der Krieg ausbrach und im Badener Kurpark das „Gott erhalte” gesungen wurde, den ihm vertrauten Text „God save the King” mit und wurde verprügelt (die Familie war 1913 von Manchester nach Österreich übersiedelt). Das Buch „Schreibtisch mit Aussicht” ist ein Nostalgicum besonderer Art, es behandelt vordergründig die Sommerfrischen österreichischer Dichter, ist aber ein Fundgrube über die geheimnisvollen Zusammenhänge zwischen Arbeitsort, Ortsveränderung und Schreiben. Sommerfrischeneindrücke gingen denn auch in viele Werke ein. Anton Wildgans mußte in einem langen Brief an den Mönichkirchener Bürgermeister Stein und Bein schwören, der Ort habe nichts mit seinem „Kirbisch”-Übel-bach zu tun. Ein interessantes, köstliches Buch!

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