Sie streiten nicht oft, doch wenn Bob und Bernard Krach haben, hört man sie von der 91. bis zur 99. Straße - unterirdisch, im stillgelegten Eisenbahntunnel an der Upper West Side New Yorks, wo Obdachlose im Lauf vieler Jahre eine „Wohngemeinschaft" errichtet und sich manche Bequemlichkeit geschaffen hatten. Sie üben Toleranz und Hilfsbereitschaft, sind aber nach der Entdeckung durch Bauarbeiter nun in akuter Gefahr, von der Stadtverwaltung auseinandergetrieben zu werden. Die Fotos und Interviews von Margaret Morton sind ein kleines Glanzstück der Sozialreportage, wert, neben die Klassiker dieses Genres gestellt zu werden, und leider ist dieses Buch auch höchst aktuell in einer Zeit anschwellender Obdachlosigkeit und verebbender sozialer Instinkte bei den Habenden.
HDER TUNNEL. Die Obdachlosen im Untergrund von New York City. Von Margaret Morton. Schirmer/Mosel, München 1996. 160 Seiten, 59 Duotone-Fotos, geb., öS 369,-
