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Guignol statt Comedie

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Wenn einem Regisseur (Nicolai Sy-kosch) zu einem so vieldeutigen Werk wie der Komödie „Tartuffe” von Mo-liere nur unverbindliche Kasperlia-den im Life-Style einfallen, dann ist das wohl zu wenig - trotz einer griffigen neuen Übersetzung (von Wolfgang Wiens) und trotz sehr engagierter Darsteller.

Sykosch setzt für seine Inszenierung im Grazer Schauspielhaus nur auf Tempo, Motorik, Gags - im unbegreiflichen Drang, Molieres Charaktere zu maskenhafter Karikatur zu verzerren: die Jungen als zombiehaf-te Partytiger, ein adoleszenter Clean-te, der wie im Drogenrausch räsoniert, Orgon als zappelnder Haustyrann, Softie und Oberkasperl, Valere ein zerzauster Räuber Hotzenplotz. Persiflage noch und noch - aber wozu? Jörg Lichtenstein probiert ein modernes Tartuffe-Bild, landet aber doch wieder im Klischee. Keine ernsthafte Begründung der Tartuffomanie, keine Auseinandersetzung mit fundamentalistischer Bedrohlichkeit. „Guignol” statt „Comedie”? Meinetwegen. Aber wo bleibt das dramaturgische Motiv?

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