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In der Hölle

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Wie besser hätte man die Sommerszene 1994 in Salzburg unter dem Generalthema „Zeit in der Hölle" eröffnen können als mit Jan Fabres „Da un' altra facia del tempo"(„Die andere Seite der Zeit"). Aus den gleichmäßigen Wellen des klassischen Ralletts entsteht ein Drama. Der Tanz des Corps zu Partiten ist aus Frankfurt bekannt. Ein Teller zerbricht und es beginnt der Reigen der Höllenfahrt. Man wähnt sich gleichzeitig auf Prosperos Insel und in der Ecole du Libertinage. Fabre läßt den Retrachter in dieses andere Gesicht der Zeit nicht hineinfallen, er führt seine Ideen vor. Die Guckkastenbühne gibt den Rüdem von perfekter Ästhetik einen sicheren Rahmen. Es ist auch eine Ästhetik der Verwandlung, wenn etwa sich die Tänzer in einer skorpiongleichen Phalanx gegen den Retrachter wenden. Der Exzeß endet wieder im Klassischen - man weiß nun welch ein Grauen ihm innewohnt. Der Reiz von Fabres Stück liegt im Aufbau des Unerträglichen, das zwar aufgelöst, dem aber die Spannung nicht genommen wird.

Fabre, Kultfigur des europäischen Theaters aus Antwerpen, hält mit seinem Stück eine brillante Abrechnung mit der Avantgarde.

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