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Kalte Füße

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Bei empfindlicher Kühle fand nun erstmals im 32 Meter hohen Prunksaal der Nationalbibliothek ein abendfüllendes Musiktheaterstück statt. Sinniger Titel: „Die Bibliothek von Babel”, nach der Erzählung des Argentiniers Jorge Luis Borges. Der alternde Bibliothekar Adam (Peter Moucka) hält Rückschau auf sein Seelenleben. Dabei assistieren ihm die epiphanen Alter Ego-Figuren des mephistophelischen Zynikers (Gregor Seberg) und Lilith, personifizierte Weiblichkeit im Manne (Adeline Schebesch).

Viel Zitatenschatz wird dabei in Michael Gampes Regiearbeit in Bewegung gesetzt, Bibel, Kafka, Borges, Bosendorfer, Goethe und vieles bleibt ohne Zusammenhang und dank der schlechten Akustik dieses unbespielbaren Saales phasenweise textlich unverständlich.

Die Arrangeure Erke Duit, Fritz Bainer, Wolfgang Huber, die seit 1989 den Verein „Vorhang” zur Hebung von Theatermusik betreiben, instrumentalisierten einen subtilen, fast filmmusikalischen, emotionalbeschwingten Klangteppich. Doch auch sie konnten die kalten Füße des Publikums nicht warmmassieren. Zuletzt höflicher Applaus.

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