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Kurze Sommer- und lange Winternächte

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In der längsten Nacht des eben vergangenen Jahres herrschte auf der Bühne des Grazer Schauspielhauses die kürzeste: Marc Günther inszenierte William Shakespeares „Sommernachtstraum“ keimfrei anti-romantisch, doch nicht ganz ohne Rest-Zauber, der den schön zelebrierten „Morgen danach“ verklärte.

In Martin Zehetgrubers klassizistischer Säulenhalle und in Massen von Herbstlaub verschränken sich Traum und Realität weitgehend frei von Charme und Poesie, aktionistisch flott und oberflächlich, in fast brutaler Erotik. Feministin Hippolyta kommt mit ihren Amazonen aus Italien, Titaniens Elfen tanzen als Go-Go-Girls an - samt einer hinzuerfundenen Gouvernante. Puck turnt gut sichtbar weiblich, die „Bohnenstange“ Helena ist eine üppige Walküre, die Hofgesellschaft jugendlich und unfein, und die Slapstick-Handwerker sind in der Mehrheit Volltrottel von leicht abgestandenem Witz.

Anderntags schneite es auf die Bühne des Opernhauses zwei Akte lang, damit Mimi in Giacomo Puccinis „Boheme“ nach Peter Konwitschnys sozialpsychologischem Regiekonzept auf verschneiter Straße an der Unmöglichkeit ihrer Liebe sterben konnte. Star des Abends war der Ro-dolfo des Slowenen Janez Lotric.

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