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Mord(s)spektakel

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Der „Bluthund" ist nicht leicht zu erkennen: Lukas Holzhausens Bichard III. ist ein sanftes Monster, wert- und moralfrei, fasziniert vom Bösen, mit naivdiebischer Freude am Verbrechen. Wie zu erwarten, hat Begisseur Lutz Graf dem Shakespeare „textlich und soziologisch unter die Arme gegriffen" - um ein Wort Torbergs zu gebrauchen. Das bringt zwar dem Besucher eine Menge, dem Zuhörer schon weit weniger, verschleiert jedoch das ohnehin krause Szenengewirr noch mehr.

Dieses mimisch grelle, exzessiv krasse Totaltheater mit akrobatischen Einsprengseln, grandios rotierender Bühnentechnik, Kabaretteinlagen samt Wienerlied und Kaiserhymne, Schnürlregen und einer Tiroler Putzfrau als Conferenciere ist zweifellos gekonnt. Obwohl im zweiten Teil der „plot" prägnanter wird, verflachen aber Spannungskurve und Publikumsinteresse immer mehr, bis das Stück mit dem vereinsamten, in den Fernseher starrenden königlichen Serienmörder - fernab von Shakespeare - zu Ende geht.

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