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Galilei will nicht brennen

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Sollen Wissenschaftler ihre Arbeit in den Dienst des Staates stellen? Eine Frage, die bis heute, im Zeitalter der Gentechnologie, eines der wichtigsten Probleme darstellt. Als Bertolt Brecht sein Stück „Das Leben des Galilei" im Exil schrieb, hatte das „atomarische Zeitalter" gerade sein Debüt in Hiroshima. Brecht notierte in seinen Anmerkungen zum Stück: „Von heute auf morgen las sich die Biographie des Begründers der neuen Physik anders. Der infernalische Konflikt der Großen Bombe stellte den Konflikt des Galiliei mit der Obrigkeit seiner Zeit in ein neues, ein schärferes Licht."

Dieter Haspel erweist sich in seiner Aufführung als treuer Anhänger von Brecht. Er macht aus der Tragödie von Galileis Widerruf seiner Lehre brechtgemäß keine Tragödie, hält sich weitgehend an dessen Notizen, die einzelnen Szenen wirken, nicht zuletzt durch die historischen Kostüme, wie Gemälde.

Christoph Künzler, ein lebenslustiger, egoistischer Galilei, dem die Freuden des Gaumens über alles gehen, bestätigt mit aller Kraft der Überzeugung das kopernikanische Weltbild. Unumstrittener Höhe- und zugleich Tiefpunkt des Abends ist Szene dreizehn, wenn Galileis Gehilfen den Anbruch der „neuen Zeit" erwarten, der mit Galileis Standhaftig-keit vor der Inquisiton eingeläutet werden soll. „So viel ist gewonnen, wenn nur einer aufsteht und Nein sagt." Doch Galilei sagt Ja zu seinem Leben, denn er wollte nicht, wie Giordano Bruno und Kopernikus auf dem Scheiterhaufen enden.

Das brechtfühlige Ensemble, allen voran Kristina Bangert als junger, spritziger und Rainer Fischmann als reifer, scharfzüngiger Sartie, garantiert einen lohnenden Brecht-Abend.

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