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Gorki in Linz

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Die Titelrolle von Maxim Gorkis „Wassa Shelesnowa“ gehört zu den großen Frauenrollen der Weltliteratur. Die Möglichkeit, sie vollwertig Zu besetzen, mag für das handes-theater in hinz der Anlaß gewesen sein, das Stück in den Kammerspielen aufzuführen. Alfred Stög-müller führt Regie und läßt die Gegensätze in diesem Sozialrevolutionären Drama hart aufeinanderstoßen. Es hätte des teilweise übersteigerten Stimmaufwandes nicht bedurft. Elfriede Gollmann meistert die schwierige Titelrolle vorbildlich. Man glaubt es ihr, wenn sie ihrem Mann über das Haar streicht, bevor sie ihn bittet, Gift zu nehmen, um einen drohenden Prozeß gegen ihn wegen Kindesschändung, der das Geschäft schädigen würde, zu vermeiden. Die Tragik wird für sie noch dadurch vergrößert, daß ihre Töchter, eine infantil, die andere verkommen — treffend dargestellt von Carmen Frate und Maria Falkenhagen —, für eine Nachfolge im Geschäft nicht geeignet sind. Sie setzt alle Hoffnung auf den Enkel, der indes von seinem Vater her, dem emigrierten Revolutionär, krank ist. Sie weigert sich, das Kind ihrer Schwiegertochter zu überlassen, die unter dem Einsatz ihres Lebens aus der Emigration kam, um das Kind zu holen. Vom Kampf um das Kind kommt es zum Kampf um das Weltbild: das extrem kapitalistische und das sozial-revolutionäre. Dieser Kampf bildet thematisch und darstellerisch den Höhepunkt des Dramas, zumal auch die Rolle der Rachel mit Isabella Ott bestens besetzt ist. Walter Siegl gibt dem verkommenen Trunkenbold Sergei Petrowitsch markante Züge. Mit der schwer darzustellenden Rolle von Wassas ebenso verkommenem Bruder wird hudwig Geiger gut fertig. Für Ausstattung und Musik sorgten werkgerecht Hannes Rader und Adolf Scherbaum.

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