6764716-1968_29_15.jpg
Digital In Arbeit

Killer, Thriller und ein Meisterwerk

Werbung
Werbung
Werbung

i Der klassische Spannungsthriller, der in den 16 Jahren seit seiner Herstellung nichts an Wirkung, Spannung und Aussage emgebüßt hat, ist nach wie vor Henri-Georges Clou- zots „Lohn der Angst“, der sich zudem von den vielen ähnlichen Produkten dieses Genres, die heute auf den Markt geworfen werden, wohltuend unterscheidet. Clouzot ist ja für den französischen Kriminalfilm das, was Alfred Hitchcock für den amerikanischen bedeutet. Seine Filme tragen — einer wie der andere — ein „Qualitätssiegel“, das geprägt ist durch gediegene Auswahl des verfilmten Stoffes, erstklassige Darsteller und vor allem eine derart perfekte Beherrschung des filmischen Metiers, daß davor eigentlich jede

Kritik verstummen muß. Und selbst wenn Clouzot heute hauptsächlich Musikdokumentationen dreht, so sind sie von der gleichen Logik in der inhaltlichen und optischen Gestaltung und einer begeisternden technischen Brillanz.

Clouzot, der „Lohn der Angst“ 1951 52 nach einem Roman von Georges Arnaud drehte, hatte bereits mit der Auswahl der Buchvorlage einen ausgezeichneten Griff getan, denn die Story enthält alle Elemente eines Thrillers, bietet daneben aber auch noch genügend Ansatzpunkte für vertieft-psychologische Erwägungen: Vier Abenteurer erhoffen als Prämie für den Transport einer Tonne Nitroglyzerin über eine Distanz von 500 Kilometer eine Prämie von 2000 Dollar. Doch diese Prämie, für die alle vier ihr Leben aufs Spiel setzen, für die sie unbeschreibliche psychische Qualen, Anstrengungen und Schmerzen ertragen, wird für sie zum „Lohn der Angst“, den keiner von ihnen mehr wird ausgeben können…

Obwohl dieser Film noch nicht 20 Jahre alt ist, kann man ihn bereits mit Recht als „Klassiker“ des psychologisch fundierten Spannungsfilms bezeichnen. Wie alle Erfolgsfilme hat man ihn inzwischen etliche Male — vergeblich — zu kopieren versucht. Aber was Clouzots Strei fen von üblichen Spannungsreißern ganz wesentlich unterscheidet, ist, neben einer ebenso lässigen wie gekonnten Milieuschilderung, die meisterhafte Zeichnung der verschiedenen Charaktere, für die sich der Regisseur auch genau die richtigen

Darsteller ausgesucht hatte: Yves Montand,der selbst ja als Hafenarbeiter angefangen hat, spielt seine Rolle mit jener Glaubwürdigkeit, die nur Lebenserfahrung verleiht, Charles Vanel arbeitet den Kontrast zwischen dem großspurigen Auftreten des Gangsters und seinem Verhalten in der Extremsituation großartig heraus, Folco Lulli als quecksilbriger Italiener und Peter van Eyck als phlegmatischer Deutscher sind ebenfalls geschickt-kontrastie- rend eingesetzt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung