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Klassiker und Märchen

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Der Kinospielplan ist nachgerade etwas eintönig geworden. Neben wirklich sehenswerten Reprisen geistert leichteste Sommerkost über die Leinwand, nur ganz selten wird dem Publikum ein Film vorgesetzt, der einer eingehenden Betrachtung wert ist. Warum England seine Verfilmung von Shakespeares „Macbeth“ mitten in die Hitzewelle verlegt hat, ist nicht ganz einzusehen, kann man doch interessante Stilvergleiche anstellen. Natürlich unterscheidet sich der Streifen beträchtlich von den Modell-Inszenierungen Sir Laurence Oliviers, der Regisseur George Schaefer hat aber nichtsdestoweniger ein gutes Stück Arbeit geleistet, wenn er auch manches seinem großen Landsmann abgeschaut hat, so zum Beispiel die Verbindung von Theater- und Filmtechnik. Die Massenszenen freilich scheinen danebengelungen, denkt man an das großartige Aufgebot in Oliviers ..Heinrich V.“. Das größte Manko des Films ist aber seine Synchronisierung. Aus unerfindlichen Gründen wurden den englischen Schauspielern leider ungenannt gebliebene deutsche Stimmen unterlegt, so daß der Kritiker eigentlich nur die optische Leistung der Engländer untersuchen kann: Der auch bei uns nicht unbekannte Shakespeare-Darsteller Maurice Evans bietet als Macbeth eine gute, vielleicht die beste Leistung dieses Films, der, ähnlich den österreichischen Aufzeichnungen von Burgtheateraufführungen, höchstens ein Dokument einer braven und bemühten Klassikeraufführung für die Oberstufe sein kann. Leider nicht viel mehr.

Einen bunten Bilderbogen aus dem Orient bietet das Märchen „A 1 a d i n s Abenteuer“, das (sehr frei) die Geschichte von Aladin und seiner Wunderlampe nacherzählt. Die Mitwirkung Vit-torio de Sicas als Flaschengeist läßt allerhand an Vergnügen erhoffen, doch scheint sich die eher unaufdringliche Komik des Italieners nicht ganz mit der des Amerikaners Donald O'Connor zu vertragen. Die Ursache mag wohl am einfallslosen Drehbuch Luther Davis' liegen, dem allzuwenig eingefallen ist. was dem Film den echten Zauber tausendundeiner Nacht mitteilen könnte. Auch die Regie des Hollywood-Routiniers Henry Levin wirkt ziemlich schwunglos. Die Wunderlampe Ala-dins gleicht diesmal eher einer alten, verrußte Petroleumlampe. Schade.

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