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ASD, NLD, PDD-NOS – mit diesen rätselhaften Buchstabenkombinationen versucht die klinische Diagnostik festzumachen, was an Jason, dem Ich-Erzähler dieses Jugendromans, anders ist: eine tiefgreifende Entwicklungsstörung aus dem autistischen Spektrum. Doch während seit „Rain Man“ autistischen Menschen in der Populärkultur eher besondere Begabungen im Bereich der Mathematik zugeschrieben werden, schreibt Jason Geschichten, die er anschließend auf eine Storyboard-Website stellt. Ein Mädchen mit dem Nickname Phoenixbird beginnt, diese zu kommentieren und schickt ihm ihre eigenen Texte, die er überarbeitet.

Konsequente Perspektive

Während Jason im persönlichen Kontakt nicht in der Lage ist, freundschaftliche Beziehungen aufzubauen, entspinnt sich zwischen den beiden ein reger Austausch. Doch als es bei einer Storyboard-Tagung zu einer realen Begegnung kommen könnte, gerät er in Panik. Jason reflektiert nicht nur sein Leben mit seinen Besonderheiten und Einschränkungen, sondern Literatur – seine besondere Stärke hat der Text dort, wo beide Bereiche ineinander verschränkt werden: „Ironie ist so eine Art Trick in der Literatur. Was Ironie wirklich ist, ist schwer zu erklären. Es ist etwas Abstraktes, so ähnlich wie die Vergleichsfragen in den IQ-Tests.“ Seine Geschichten spiegeln und verfremden Jasons Realität – doch wenn der kleinwüchsige Protagonist seiner Geschichte letzten Endes selbstbewusst zu sich und seinen Eigenheiten stehen kann, gilt das vielleicht auch ein kleines Stück für ihn selbst. Erzählt wird hier nicht, wie so oft, über einen Menschen mit Autismus, sondern aus seiner Sicht – um diese Perspektive konsequent und stimmig umzusetzen, ließ sich Baskin von Mitgliedern des Autism Acceptance Project beraten.

Jason und PhoenixBird. Alles andere als typisch

Von Nora Raleigh Baskin. Aus d. Amerikan. von Uwe-Michael Gutzschhahn. Gerstenberg 2010

224 S., geb., e 14,30

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