Der Lektorix des Monats, der Buchpreis von FURCHE, Stube und Institut für Jugendliteratur geht an "Marie Curie. Eine Frau verändert die Welt" von Christine Schulz-Reiss.
Entschwundenes Land oder lebenslanger Zufluchtsort: Wie kaum eine andere Autorin, ein anderer Autor hat Astrid Lindgren es verstanden, ihre eigene Kindheit als Ressource für ihr Schreiben fruchtbar zu machen.
Sechs Jahre ist es her, dass Kirsten Fuchs mit ihrem ungewöhnlichen Roman „Mädchenmeute“ die Jugendliteratur-Szene im Sturm eroberte, 2016 wurde der Text mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.
Literarische Auseinandersetzungen mit der Schoa beschreiben oft Themen wie Deportation und Konzentrationslager, viele dieser Texte enden mit dem Kriegsende, wobei ja das Leiden und Sterben jüdischer Menschen damit nicht plötzlich endete. Im Gegensatz dazu widmet sich die US-amerikanische Autorin Monica Hesse in ihrem neuen Jugendroman der Zeit danach: Zofia Lederman, die 18-jährige polnische Ich-Erzählerin, lässt sich nach der Befreiung aus dem KZ Groß-Rosen relativ schnell aus dem Krankenhaus entlassen, um nach ihrem jüngeren Bruder Abek zu suchen, dem Einzigen aus ihrer Familie, von
„Deutsch ist immer noch ein paar Meere von mir entfernt.“ Der Umzug von Irland, wo sie als Tochter eines deutsch-irischen Ehepaares aufgewachsen ist, in das trostlose Heimatdorf der Mutter trifft Ich-Erzählerin Emma zwar nicht so hart wie ihre kleine Schwester Aoife, die gänzlich zu sprechen aufhört, aber wohl fühlt sie sich nicht. Als von außen kommend, erlebt Emma die Trostlosigkeit und Verlassenheit dieser Gegend mitten in dem am dünnsten besiedelten deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern besonders drastisch. In einer Buchproduktion, in der aus Anlass von 30 Jahren Mauerfall
Sich von Zuschreibungen frei schreiben, ein Ich erschreiben, das sich von jenem des alltäglich gelebten unterscheidet, ist ein Moment, das vielen literarischen Texten innewohnt, ob die am sprichwörtlichen Küchentisch hingekritzelten Romane von Frauen, die kein "Zimmer für sich allein" hatten, oder die Exilliteratur von Autoren, die ihrer politischen Überzeugung willen in der Fremde leben mussten. Auch Magdi, der zwölfjährige Ich-Erzähler dieses Kinderromans, versucht sich frei zu schreiben -und legt dabei Wert auf die Textsorte: "Ich weiß, dass Mädchen Tagebücher schreiben und
Mit der breiten öffentlichen Aufmerksamkeit, die das Thema Flucht seit dem vorletzten Herbst erhält, wurde (verstärkt durch die kommunikativen Möglichkeiten der sozialen Medien) auch zunehmend diskutiert, welche bildlichen Darstellungen von Flucht angemessen sind - erinnert sei hier nur an die Kontroverse um das Bild des toten syrischen Buben Aylan, dessen Leichnam an den türkischen Strand gespült wurde. In der letzten Zeit sind einige bemerkenswerte Bilderbücher erschienen, die mit unterschiedlichen visuellen Mitteln und aus unterschiedlichen Perspektiven von Flucht erzählen -"Ramas
Eine abschälbare Banane auf einem Plattencover. Jackie Kennedy vor und nach dem Tod ihres Mannes. Und natürlich die berühmteste Suppendose der Welt: Die Bilder, die der skandalumwitterte Künstler Andy Warhol geschaffen hat, sind mittlerweile Ikonen der Pop Art und in unzähligen Varianten (von der Pralinendose bis zum Kühlschrankmagneten) kommerzialisiert.Maren Gottschalk, die bereits Biografien von Frida Kahlo, Astrid Lindgren, Pablo Neruda und Nelson Mandela vorgelegt hat, begibt sich hier erneut auf die Spurensuche eines Lebens - diesmal eines Mannes, der enormen Wert auf
Die Geschichte von Noahs Arche ist in Bibelfassungen für ganz junge Kinder außerordentlich beliebt - und fällt in den entsprechenden Umsetzungen oft künstlerisch und theologisch fragwürdig aus, wenn sich diese auf niedliche Tierdarstellungen beschränken und den entsprechenden biblischen Kontext außer Acht lassen. Linda Wolfsgruber hat für ihre "Arche" sowohl einen ungewöhnlichen inhaltlichen Zugang als auch eine für sie völlig neue Technik gewählt: Aus Buntstiftzeichnungen wurden Monotypien gemacht, deren Farbaufträge faszinierende Verschiebungen ergeben, die wiederum auf das
Fast sechs zu sein, wie der kindliche Ich-Erzähler Ben, ist eine Zeit des Dazwischenseins: Man ist kein Kindergartenkind mehr, geht aber auch noch nicht in die Schule. Muss man bei den Großeltern übernachten, ist das Heimweh groß, aber wenn der Großvater zu einem nächtlichen Spaziergang motiviert, steht die Neugier im Vordergrund. Der große Bruder findet einen meistens zu klein für die wirklich interessanten Spiele, aber wenn die Eltern abends weggehen, wird doch gemeinsam über die Stränge geschlagen. Kurze Geschichten In zehn kurzen Geschichten, die chronologisch verlaufen und
In der zeitgenössischen Literatur aus Lateinamerika spielt das Erzählen über die Militärdiktatur bzw. den Widerstand dagegen eine wichtige Rolle, etwa in Gioconda Bellis "Bewohnte Frau" oder Elsa Osorios "Mein Name ist Luz". Mit Inés Garlands erstem auf Deutsch übersetzten Buch wird nun auch einem jugendlichen Lesepublikum ein literarischer Beitrag zu dieser Epoche zugänglich, der mit einem bewusst fragmentarischen Erzählgestus überzeugt: Statt umfangreich über historischpolitische Hintergründe zu informieren, wird konsequent die Perspektive der jugendlichen Ich-Erzählerin Alma
Franz Kafka, Hannah Arendt, Joseph Goebbels und Ulrike Meinhof - das sind nur einige der historischen Figuren, deren Biographien Alois Prinz bereits nachgegangen ist. Ein besonderes Merkmal seiner Bücher ist dabei stets der Umgang mit den Quellen, die zur porträtierten Person vorliegen: Prinz strebt nicht die lückenlose Aufarbeitung dieses Materials an, zentraler ist es für ihn, jene Momente darzustellen, die exemplarisch das Wesen der Person charakterisieren. So relativiert sich das Konzept von historischer "Wahrheit" - denn über das Wesen eines Menschen können erfundene Geschichten
Schabkartonbilder sind das Markenzeichen von Hannes Binder - mit ihren effektvollen Schwarz-Weiß-Kontrasten hat er sie unter anderem zur Bebilderung von so unterschiedlichen Stoffen wie dem Roman "Die Schwarzen Brüder" von Lisa Tetzner, Eduard Mörikes Gedicht "Um Mitternacht" oder zuletzt für die Graphic Novel-Biographie des italienischen Art Brut-Künstlers Antonio Ligabue eingesetzt. Nun widmet er sich erstmals einem Text von Heinz Janisch, einem der produktivsten österreichischen Kinderbuchautoren. Welt der Phantasie In seinem Gedicht "Ich ging in Schuhen aus Gras", das dem Bilderbuch
"You are beautiful, no matter what they say, words can't bring you down" - was Christina Aguilera in diesem, einem der Kapitel von Raquel J. Palacios Debütroman vorangestellten Songtext, so eindringlich beschwört, ist zwar leicht gesagt, aber schwer zu glauben, wenn man so aussieht wie der zehnjährige August: Sein Gesicht ist aufgrund eines seltenen Gendefekts entstellt. Aufgrund zahlreicher Operationen wurde er bis zum Einsetzen der Handlung daheim unterrichtet, doch nun, mit Beginn der Middle School, die ja schließlich für alle Kinder einen neuen Lebensabschnitt darstellt, beschließen
Surreal, detailverliebt und stets ausschließlich in Schwarz-Weiß gehalten, so sind die Bildwelten des Ausnahmekünstlers Einar Turkowski, die er mit unglaublicher Akribie gestaltet. Während das farb-und materialreiche Stilmittel der Collage im zeitgenössischen Bilderbuch eine ungebrochen große Rolle spielt, zeichnet er mit einer gänzlich anders gearteten Technik: Verwendet werden ausschließlich TK-Minen-Bleistifte mit Minen des Härtegrades HB, rund 400 solcher Minen verbraucht er für ein Buch. Standen bislang von ihm selbst erdachte, schräge Geschichten im Mittelpunkt seiner Bücher,
"Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen." William Faulkners vielzitierter Satz trifft auch auf Nechama Silber zu, eine alte Frau, die den Holocaust überlebt hat und sich mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann in Israel ein neues Leben aufgebaut hat. Dazu gehört auch, dass die Ehe des Sohnes mit einer Deutschen für sie nicht akzeptabel ist, beharrlich hat sie sich geweigert, Sohn, Schwiegertochter und die beiden Enkel, die in Deutschland aufwachsen, jemals zu treffen. Auch als der mittlerweile achtzehnjährige Enkel Gil nach Israel kommt, um dort in einem Altersheim
Oft liegt der Reiz von Büchern darin, Geschichten anderer kennenzulernen. Wenn die eigene Biografie aber von Brüchen geprägt ist, kann ein Buch auch dazu dienen, ihre Einzelteile zusammenzutragen. Das tut der kindliche Protagonist Jakob auf Vorschlag seines Sozialarbeiters, nachdem seine leibliche Mutter wieder einmal nicht zum vereinbarten Treffen erschienen ist. Im roten Buch kann Jakob alles festhalten, was ihm jetzt wichtig ist - aber mithilfe seiner Pflegeeltern auch einiges davon, woran er sich nicht erinnern kann, oder was er noch gar nicht wusste: Wie seine Geburt war und wo er mit
Die Figur des Hochstaplers hat in der Literatur, erinnert sei nur an Thomas Manns unvollendet gebliebenen "Felix Krull“, meist etwas Humoristisch-Leichtes - hochgestapelt wird aus gewitztem Kalkül, um sich Vorteile zu verschaffen. Rachel van Kooij akzentuiert den Ich-Erzähler in ihrem Jugendroman deutlich anders: Bereits als Kleinkind muss er seine Identität ändern, als sein Vater, Chef einer mittellosen Truppe von Wanderschaustellern, ihn mit seinem Bruder verwechselt. Als ihm aus diesem Versehen heraus die Rolle des gelehrten Dottore zugeteilt wird, entdeckt er sein Talent zum
"Hotel Shanghai" von Vicki Baum, "Shanghai fern von wo" von Ursula Krechel, Franziska Tausigs Autobiografie "Shanghai Passage" - in die Literatur für Erwachsene hat Shanghai als Exilort für rund 14.000 jüdische Menschen bereits vielfach Eingang gefunden. Die Germanistin und Sinologin Susanne Hornfeck legt nun einen Roman für Jugendliche ab etwa 14 Jahren vor, in dem das herausfordernde Leben in diesem "melting pot" der 1930erund 1940er-Jahre aus der Perspektive eines jungen Mädchens geschildert wird: Inge Finkelstein ist zehn Jahre alt, als sie mit ihren Eltern ihre Heimat Brandenburg
Die Technikaffinität der sogenannten Digital Natives wird immer wieder öffentlich diskutiert. Dennoch gibt es nicht wenige Jugendliche, die das Gegenteil lockt: der anachronistische Reiz von Mittelalter-Festivals oder möglichst originalgetreuen Rollenspielen. War es in ihrem ersten, von der Jugendjury des Deutschen Jugendliteraturpreises ausgezeichneten Roman "Erebos" die Welt der Computerspiele, denen sich Ursula Poznanski gewidmet hat, ist es nun ein ausgerechnet im österreichischen Wieselburg angesiedeltes Mittelalter-Rollenspiel. Spannendes Rätseln Protagonist Bastian, ein ehrgeiziger
Hannah Arendt, Hermann Hesse, Franz Kafka - die Personen, mit denen sich Alois Prinz in seinen Biografien für Jugendliche bisher beschäftigt hat, sind zwar stets vielschichtig und ambivalent, meist überwiegen aber die positiven Aspekte. Nun widmet er sich einer historischen Figur, die wie kaum eine andere mit polemischen Attributen wie "Dämon der Macht" oder "Satan" bezeichnet wurde: Joseph Goebbels. Auf Grundlage des größtenteils unveröffentlichten Nachlasses und der Tagebücher zeichnet er das Porträt eines Mannes, der nicht "zeit seines Lebens der Teufel [war], als der er vom Ende
Literatur findet oft bei Grenzerfahrungen und an den Bruchstellen des Lebens ihre Themen, selten erzählt ein Buch schlicht und einfach vom glücklichen Leben. Der zeitgenössischen Kinderliteratur wird ihre Problemorientierung manchmal vorgeworfen -Rose Lagercrantz setzt dem in ihrem neuesten (in der Reihe "Für alle, die schon gerne selber lesen" des Moritz Verlags) erschienenen Kinderroman ein gefühlvolles und doch ganz und gar unkitschiges Bild eines glücklichen Kinderlebens entgegen. Wenn sie nicht einschlafen kann, zählt die kindliche Protagonistin Dunne nicht Schafe, sondern wie oft
Geschichten erzählen geschieht in der zeitgenössischen Jugendliteratur meist in Romanform -nicht nur die fantastische Literatur bietet gewichtige Schmöker an, auch realistische Texte werden meist so präsentiert. Dieses Schema des Gewohnten durchbricht Marlene Röder, die mit ihren Romanen "Im Fluss" und "Zebraland" für Aufmerksamkeit sorgte, mit ihrem neuen Buch, das 18 Erzählungen zusammenstellt. In einem losen Reigen richtet sie den Fokus dabei immer wieder auf Jugendliche, die in einer der vorangegangenen Erzählungen eine Nebenfigur darstellten. Qual, Hohn und Freude Zur Sprache
Von der Shoah zu erzählen, ist für die mehrfach ausgezeichnete Autorin Mirjam Pressler ein Lebensthema. In ihrem neuesten Jugendroman erzählt sie von einer Frau, die sie in einem israelischen Kibbuz kennengelernt hatte: "Sie war eine ungewöhnliche Frau, freundlich und sanftmütig mit einem guten, mitfühlenden Herzen, sie war a mentsch, ein jiddisches Wort, das vor allem Güte und Menschlichkeit ausdrückt. Ich habe mich immer gefragt, wie sie nach allem, was sie durchstehen musste, so werden konnte, und seit ihrem Tod lässt mich diese Frage nicht mehr los", erzählt Pressler im Vorwort.
Cineasten ist das Fantasiewesen Zyphius vielleicht nicht namentlich, vermutlich aber als Bild ein Begriff: Die Künstlerin Gertie Fröhlich entdeckte es in einem Text aus dem 16. Jahrhundert über Fabelwesen. Fasziniert von seiner kuriosen Hässlichkeit und seiner besonderen anatomischen Eigenschaften wählte sie es als Logo für das Wiener Filmmuseum, wird auf der Webseite erzählt. Der Künstler Robert Göschl widmet sich in seinem Bilderbuchdebüt diesem sagenumwobenen Wesen: All die schrecklichen Eigenschaften, die der Zyphius angeblich haben soll, werden in gereimten, im Duktus ein wenig
"Große Männer sollten doch wohl keine Söhne haben." So klagte Klaus Mann in seinem Tagebuch, als er sich fragte, ob seine Kräfte jemals reichen würden, aus dem Schatten seines berühmten Vaters, von ihm "der Zauberer" genannt, zu treten. Ob berühmt oder nicht - an der Beziehung zum Vater hat wohl jeder Sohn ein Leben lang zu tragen, sei es im Bemühen um Abgrenzung oder Akzeptanz. Sieben solcher Vater-Sohn-Beziehungen geht Alois Prinz nach: Er folgt dabei Persönlichkeiten wie Franz Kafka oder Hermann Hesse, mit denen er sich im Rahmen eigener Biografien bereits beschäftigt hat, widmet
Ein schonungsloser Umgang mit existenziellen Fragen wie jener nach der Existenz Gottes oder dem Sinn des Leides – das ist eine der Eigenschaften, die die niederländische Kinderliteratur so besonders machen. Neben bekannten Stimmen wie Guus Kuijer oder Peter van Gestel reihen sich auch jüngere Autoren und Autorinnen in diese Tradition ein: Der 1985 geborene Gideon Samson erzählt seinen zweiten (und bislang ersten ins Deutsche übersetzten) Roman aus Sicht einer kindlichen Ich-Erzählerin, die nichts mehr zu verlieren hat und dementsprechend auch keine Rücksicht mehr auf Höflichkeit
Die Vertreibung aus dem Paradies - ein alttestamentarisches Motiv, das in der Literatur vielfach variiert wurde. In der Jugendliteratur bietet sich die Verschränkung mit dem Ende der Kindheit an: Eine Variante, die die mehrfach preisgekrönte Autorin Kirsten Boie hier virtuos gestaltet.Der Text setzt mit "Das Paradies" im Sommer 1961 ein, die dreizehnjährige Karin liebt die Ferien mit Baden an der Dove Elbe, dem neuen Fernsehapparat und Klönen mit ihrer Freundin Regina. Doch dann erzählt Regina über ein Buch "von diesen Judensachen", und Karin beginnt sich und ihren Eltern erstmals Fragen
ASD, NLD, PDD-NOS – mit diesen rätselhaften Buchstabenkombinationen versucht die klinische Diagnostik festzumachen, was an Jason, dem Ich-Erzähler dieses Jugendromans, anders ist: eine tiefgreifende Entwicklungsstörung aus dem autistischen Spektrum. Doch während seit „Rain Man“ autistischen Menschen in der Populärkultur eher besondere Begabungen im Bereich der Mathematik zugeschrieben werden, schreibt Jason Geschichten, die er anschließend auf eine Storyboard-Website stellt. Ein Mädchen mit dem Nickname Phoenixbird beginnt, diese zu kommentieren und schickt ihm ihre eigenen Texte,
So idyllisch der Name Villa Strandlust klingt, so hart sind die Schicksale, die unterschiedliche Jugendliche in diese geschlossene therapeutische Einrichtung geführt haben: Die fünfzehnjährige Ich-Erzählerin Luisa etwa ist ins Meer gegangen, um sich das Leben zu nehmen. Lakonisch beschreibt sie die Menschen, die dort versuchen, ihr zu helfen: „Sozios“ etwa meint Soziotherapeuten, „besser gesagt eine Kreuzung zwischen Krankenpfleger, Haushälterin und Henker. Also alles, was man braucht, wenn man völlig ausgeflippt ist.“ Mit Respekt und Humor Nach und nach lernt sie die anderen
„Es war einmal einer, der hatte niemanden und nichts.“ So beginnt diese Bilderbuchparabel von Christine Nöstlinger, und noch bevor der Text einsetzt, skizziert Illustrator Janosch mit angedeuteten Kohlestrichen, wie so einer ausschauen könnte: Bärtig. Dunkel. Eine abgewetzte Kappe am Kopf. Vielleicht mit Migrationshintergrund? Einer hat keinerlei Bindungen, und so braucht er auch keinen Namen: „Da kommt einer“ oder „Da hat einer Eier gestohlen“ genügen vollkommen. Dennoch ist sein Leben reich: Wenn die Kinder ihn darum bitten, zaubert Einer etwas hervor, eine Glasscherbe, eine
„Bestien im Frühling“ lautet der Titel eines Theaterstückes von Monika Helfer, das 1999 erschienen ist: Eine Hundemaske und ein „die Füchsin“ genanntes Mädchen spielen darin eine zentrale Rolle. Zehn Jahre später widmet sich Helfer in einem ungewöhnlichen Bilderbuch, zu dem ihre Enkelin Sofie Loeprecht im Alter von sechs Jahren die Illustrationen gestaltet hat, wortwörtlich genommen einem „Gegenthema“: Tieren im Sommer. Die Geschichte beginnt lakonisch: „Urlaubszeit – Viele Autos mit Mamas und Papas fahren nach Italien, weil dort das Meer auf sie wartet. Manchmal werden
Das vierte, letzte Buch der 2007 verstorbenen Autorin ist ein historischer Roman im doppelten Sinne: Die Rahmenhandlung setzt 1981 in Irland (laut Titel „Anfang und Ende allen Kummers“) ein, als der achtzehnjährige Protagonist Fergus beim illegalen Torfstechen die Leiche eines Mädchens findet. Er vermutet, dass sie erst vor kurzem einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel – doch dann zeigen die archäologischen Untersuchungen, dass Mel, wie sie ihr Finder tauft, um 80 nach Christus gelebt haben muss. In Fergus’ Leben überschlagen sich die Ereignisse: Sein wegen IRA-Aktivitäten
Vom menschlichen Körper über den elektrischen Strom bis hin zum Phänomen der Zeit – es gibt kaum ein Thema der Wissenschaft, zu dem nicht bereits ein Sachbuch für Kinder erschienen ist. Was es bislang nicht gab, war ein etymologisches Wörterbuch für Kinder. Der neue Verlag Klett Kinderbuch legt nun in seinem ersten Programm ein solches vor. Dabei gab es für die Auswahl der Wörter zwei Bedingungen: Sie mussten für Kinder von heute relevant sein (was mit sich bringt, dass auch im Kinderalltag bedeutsame Begriffe wie „cool“ oder „Pipi“ vertreten sind) und ihre
Der sechzehnjährige Ich-Erzähler Lucas Swain ist niemand, der leicht Freundschaften schließt – nachdem sein Vater vor fünf Jahren plötzlich verschwunden ist, fühlt er sich wohler dabei, allein vor sich hin zu grübeln. Doch als er in einem schäbigen Minicar-Büro mitten in der Nacht die auf dem Rücksitz eines Taxis vergessene Urne einer Frau namens Violet Park entdeckt, ist es um ihn geschehen: Er beschließt, sie aus diesem trübsinnigen Ort zu befreien und ihr zu einer würdigeren letzten Ruhe zu verhelfen. Bevor er sie beerdigt, will Lucas wissen, wer sie war: Er beginnt, über
"Fibi hasste es, eine Prinzessin zu sein." Schon mit dem ersten Satz wird mit allen rosa-lieblichen Vorstellungen von einem Prinzessinnen-Buch gebrochen: Denn die Prinzessin, von der hier erzählt wird, ist ganz und gar nicht glücklich mit den Erwartungen, die an sie gestellt werden. Rosa wird leicht schmutzig und schaut außerdem niedlich aus - Fibi trägt lieber Hosen und spielt am liebsten mit ihrem Werkzeugkasten "Klopf und Hämmer". Dann taucht ein Drache auf, der offensichtlich "überaus schlecht gelaunt ist". Da sich die Drachentöter nicht bewähren, beschließt Fibi, die Sache selbst
"Diese Stille, das war der Frieden" - so beschreibt der Schauspieler Armin Mueller-Stahl, wie er als Kind das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte. In den Erinnerungen von Christine Nöstlinger wiederum verkörpern die langersehnten Schinkensemmeln den Frieden. Tatsächlich aber gingen Leid und Armut weiter, viele Menschen waren nach Kriegsende auf der Flucht. Besonders schwierig war die Situation von Kindern, die von ihrer Familie getrennt worden waren und nun völlig auf sich allein gestellt ums Überleben kämpften. Niemandem vertrauen! Laut Schätzungen gab es allein in den Gebieten von
Der Tod ist ein Thema, das in den letzten Jahren sehr oft in der Kinderliteratur, insbesondere im Bilderbuch, behandelt wurde - vom schwedischen "Die besten Beerdigungen der Welt" bis hin zu Wolf Erlbruchs "Ente, Tod und Tulpe". Hier ist es ein Kinderroman, in dem die österreichische Autorin Rachel van Kooij von den letzten Dingen erzählt, verpackt in eine Geschichte direkt aus dem Alltag von Kindern: Eine vierte Volksschulklasse ist damit konfrontiert, dass Frau Meindert, ihre geliebte und bewunderte Lehrerin, unheilbar krank ist. Doch statt sich für den Rest ihres Lebens ins Krankenhaus
Felicitas Hoppes wunderbare Nach- und Neuerzählung von Hartmann von Aues "Iwein".Die Geschichte der Literatur ist eine Geschichte der Adaptionen - im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur war es über lange Jahre hinweg üblich, Stoffe der Weltliteratur für junge Leser zu bearbeiten, zu kürzen und von etwaigen "unmoralischen" Einflüssen zu befreien.Der modernen Kinder- und Jugendliteratur ist es gelungen, sich davon zu emanzipieren, doch es liegt vielleicht an diesem Erbe, dass es ein wenig aus der Mode gekommen zu sein scheint, alte Stoffe wie etwa mittelalterliche Literatur für junge
Ein Buchtipp von STUBE, Institut für Jugendliteratur und DIE FURCHEKünstliche IntelligenzVon Frankensteins namenlosem Monster bis hin zu dessen popkultureller Version in der "Rocky Horror Picture Show" reicht die Bandbreite an fiktiven, von Menschen erschaffenen künstlichen Wesen. Selten gehen diese Geschichten gut aus - auch nicht in der sehr alten Variante dieses Motivs, der jüdischen Legende vom Golem, die bereits seit dem 12. Jahrhundert überliefert wird. Von ihr erzählt die renommierte Autorin Mirjam Pressler in ihrem neuen Roman für Jugendliche.Die Kapitel werden jeweils