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Oft liegt der Reiz von Büchern darin, Geschichten anderer kennenzulernen. Wenn die eigene Biografie aber von Brüchen geprägt ist, kann ein Buch auch dazu dienen, ihre Einzelteile zusammenzutragen. Das tut der kindliche Protagonist Jakob auf Vorschlag seines Sozialarbeiters, nachdem seine leibliche Mutter wieder einmal nicht zum vereinbarten Treffen erschienen ist. Im roten Buch kann Jakob alles festhalten, was ihm jetzt wichtig ist - aber mithilfe seiner Pflegeeltern auch einiges davon, woran er sich nicht erinnern kann, oder was er noch gar nicht wusste: Wie seine Geburt war und wo er mit seiner Mutter gewohnt hat, bis diese zu krank wurde, um sich um ihn zu kümmern, wo seine Oma lebt und dass er seine Schwester eigentlich gerne öfter sehen würde.

Für Pflegefamilien

So fragmentiert, wie sich Jakobs Leben manchmal anfühlt, legt auch Verena Hochleitner ihre Bildgestaltung an: Figuren werden nur teilweise koloriert und in viel Weißraum gestellt, Jakobs Gefühlsaufwallungen wird mit wildem Gekritzel entsprochen. Farbliche Akzente werden mit zurückgenommenem Gelb und Rot gesetzt. Leitmotive, die es immer wieder zu entdecken gilt, sind zwei Tiere, die wiederum eng mit Jakobs Biografie verknüpft sind. Das in Zusammenarbeit mit der für Pflegefamilien zuständigen Magistratsabteilung 11 entstandene Buch, das auch in der Ausbildung für Pflegeeltern zum Einsatz kommen soll, zeichnet sich unter anderem durch die Selbstverständlichkeit aus, mit der hier auch negative Gefühle ihren Platz haben. Und wie das Leben Jakob schon einiges zugemutet hat, wird auch nicht davor gescheut, kindliche Leser mit Begriffen wie "Genogramm" und "biografische Landkarte" zu konfrontieren.

Jakob &das Rote Buch

Von Franz-Joseph Huainigg und Verena Hochleitner

Wiener Dom-Verlag 2012.

48 S., geb., € 14,90

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