Freiheit und Geborgenheit

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„Es war einmal einer, der hatte niemanden und nichts.“ So beginnt diese Bilderbuchparabel von Christine Nöstlinger, und noch bevor der Text einsetzt, skizziert Illustrator Janosch mit angedeuteten Kohlestrichen, wie so einer ausschauen könnte: Bärtig. Dunkel. Eine abgewetzte Kappe am Kopf. Vielleicht mit Migrationshintergrund? Einer hat keinerlei Bindungen, und so braucht er auch keinen Namen: „Da kommt einer“ oder „Da hat einer Eier gestohlen“ genügen vollkommen. Dennoch ist sein Leben reich: Wenn die Kinder ihn darum bitten, zaubert Einer etwas hervor, eine Glasscherbe, eine Vogelfelder oder einen glatten Stein. Einer ist am liebsten dort, wo die Sommer lang sind: In Dobar-dan-Land oder Kali-mera-Land zum Beispiel.

Weggehen, wiederkommen

Doch dann wird Einer krank und eine kugelrunde Frau nimmt sich seiner an. Einer genießt die Wärme und Geborgenheit, doch sein Drang nach der Ferne ist stärker. Viel später kehrt Einer zur kugelrunden Frau zurück und der kleine Hans wird geboren. Doch die Frau erkennt: „Einer ist unglücklich, wenn er gehen muss, ein anderer ist unglücklich, wenn er bleiben muss.“ In der Hoffnung, dass er im nächsten Sommer wiederkommen wird, lässt sie ihn ziehen.

Sehr reduziert und unsentimental erzählt Christine Nöstlinger in diesem Buch, das 1980 erstmals erschien und nun in edler Halbleinen-Ausstattung wieder lieferbar ist, von zwei Gegensätzen, zwischen denen menschliches Leben sich abspielt: Freiheit und Geborgenheit.

Zusätzlich zu den Illustrationen verweisen Details aus Janoschs Feder symbolhaft auf das Grundthema dieser poetischen Geschichte, in der sich Leser und Leserinnen aller Altersstufen wiederfinden können.

Einer

Von Christine Nöstlinger mit Illustrationen von Janosch Beltz & Gelberg 2009 32 S., geb., e 15,40

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