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"Diese Stille, das war der Frieden" - so beschreibt der Schauspieler Armin Mueller-Stahl, wie er als Kind das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte. In den Erinnerungen von Christine Nöstlinger wiederum verkörpern die langersehnten Schinkensemmeln den Frieden. Tatsächlich aber gingen Leid und Armut weiter, viele Menschen waren nach Kriegsende auf der Flucht. Besonders schwierig war die Situation von Kindern, die von ihrer Familie getrennt worden waren und nun völlig auf sich allein gestellt ums Überleben kämpften.

Niemandem vertrauen!

Laut Schätzungen gab es allein in den Gebieten von Ostpreußen und Litauen 10.000 bis 25.000 solcher Kinder. Von diesen sogenannten "Wolfskindern" wird in diesem Jugendroman erzählt: Im Mittelpunkt der Geschichte stehen zunächst zwei Burschen, Ambromow und Ismael. Die Grausamkeiten, die sie schon miterlebt haben, haben sie abgebrüht und skrupellos werden lassen, sie haben gelernt, niemandem zu vertrauen. Doch als sich ihnen zwei kleine Mädchen anschließen wollen, können sie nicht Nein sagen. Nach und nach kommen noch einige Kinder dazu, bis schließlich eine bunt zusammengewürfelte Gruppe miteinander unterwegs ist. Die Stärken und Kompetenzen der Einzelnen machen es leichter durchzukommen, doch Konflikte und die nötige Rücksichtnahme auf die Schwächeren bringen sie auch in Gefahr. Der Roman beruht auf den Erzählungen ehemaliger "Wolfskinder", mit denen die Autorin als Therapeutin gearbeitet hat - wohl mit ein Grund für die mitreißende Authentizität des Textes. Gespannt wie bei der Lektüre eines Krimis verfolgt man das Schicksal der Kinder - und hofft mit ihnen auf ihr Überleben.

Sie nannten sie Wolfskinder

Von Linde von Keyserlingk. Herder 2008. 271 S.,

geb., € 15,40

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