UNZÄHLIGE AUGENPAARE

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Die Geschichte von Noahs Arche ist in Bibelfassungen für ganz junge Kinder außerordentlich beliebt - und fällt in den entsprechenden Umsetzungen oft künstlerisch und theologisch fragwürdig aus, wenn sich diese auf niedliche Tierdarstellungen beschränken und den entsprechenden biblischen Kontext außer Acht lassen.

Linda Wolfsgruber hat für ihre "Arche" sowohl einen ungewöhnlichen inhaltlichen Zugang als auch eine für sie völlig neue Technik gewählt: Aus Buntstiftzeichnungen wurden Monotypien gemacht, deren Farbaufträge faszinierende Verschiebungen ergeben, die wiederum auf das Mit-und Ineinander allen Lebens verweisen.

Bedürfnis nach Benennung

Dem kindlichen Bedürfnis nach Benennungen entsprechend steht neben jedem Tier handschriftlich dessen korrekte zoologische Bezeichnung: So gibt es etwa den Monarchfalter, den Minzblattkäfer und den heiligen Ibis zu entdecken. Im Bild aber geht es nicht um detailgenaue Darstellungen von einzelnen Tieren, in der über mehrere Seitenfolgen aufrecht erhaltenen Dynamik wird vielmehr Gewusel und Lebendigkeit spürbar (so ist von manchen Tieren nur ein kleiner Ausschnitt zu sehen, weil sie das Bild schon wieder verlassen haben).

Textlich wird ganz minimalistisch ein überzeugender Rahmen gespannt: Auf den Satzbeginn "Es begann zu regnen " folgt schließlich zehn Doppelseiten (und viele Tierpaare) später das erlösende "und so wurden alle gerettet!" Wohltuend unkitschig ist die Aussparung des Regenbogens: Auf eine abschließende Darstellung der nächtlichen Arche mit unzähligen Augenpaaren folgt im Nachsatz eine von Wolfsgruber nacherzählte Fassung von Gen 6,5-9,17.

Arche Von Linda Wolfsgruber Dom-Verlag 2013 26 S., geb.,€ 14,90

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