Wie weit darf man gehen?

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Das vierte, letzte Buch der 2007 verstorbenen Autorin ist ein historischer Roman im doppelten Sinne: Die Rahmenhandlung setzt 1981 in Irland (laut Titel „Anfang und Ende allen Kummers“) ein, als der achtzehnjährige Protagonist Fergus beim illegalen Torfstechen die Leiche eines Mädchens findet. Er vermutet, dass sie erst vor kurzem einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel – doch dann zeigen die archäologischen Untersuchungen, dass Mel, wie sie ihr Finder tauft, um 80 nach Christus gelebt haben muss. In Fergus’ Leben überschlagen sich die Ereignisse: Sein wegen IRA-Aktivitäten inhaftierter Bruder tritt in Hungerstreik, er selbst wird gezwungen, dubiose Kurierdienste zu übernehmen, und verliebt sich in die Tochter der Archäologin, die die Forschungsarbeiten leitet.

Spannend und überraschend

Parallel dazu wird auf einer zweiten Ebene in Ich-Form das Leben von Mel und die Verwicklungen, die zu ihrem gewaltsamen Tod führten, auserzählt. Spannend und voll überraschender Wendungen zeigen sich die Parallelen zwischen den beiden Handlungsebenen nicht auf den ersten Blick, sondern erst im Nachdenken über das Gelesene. Eingewoben in den Plot ist eine Fülle an ethischen Fragestellungen: Wie weit darf man gehen, um seine eigenen politischen Überzeugungen zu vertreten? Wie schwer wiegt die Entscheidung eines Menschen, der sein eigenes Leben für eine Sache opfern möchte? Wie kann es gelingen, als Individuum aus der Spirale von Gewalt und Gegengewalt auszubrechen?

Das gesellschaftspolitische Engagement der Autorin zeigt sich auch in ihrem außerliterarischen Vermächtnis: Einnahmen aus ihren Büchern fließen einer Stiftung zu, die Kindern aus bildungsfernen Schichten den Zugang zu Büchern ermöglicht.

Anfang und Ende allen Kummers ist dieser Ort

Aus dem Engl. von Salah Naoura

Carlsen 2009

368 S., geb.,

* 15,40

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