Frachter - © Foto: iSotck / Doni Persada

"Mädchenmeuterei" von Kirsten Fuchs: Mythen, Missstände und Meeresungeheuer

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Sechs Jahre ist es her, dass Kirsten Fuchs mit ihrem ungewöhnlichen Roman „Mädchenmeute“ die Jugendliteratur-Szene im Sturm eroberte, 2016 wurde der Text mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.

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Sechs Jahre ist es her, dass Kirsten Fuchs mit ihrem ungewöhnlichen Roman „Mädchenmeute“ die Jugendliteratur-Szene im Sturm eroberte, 2016 wurde der Text mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.

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Sechs Jahre ist es her, dass Kirsten Fuchs mit ihrem ungewöhnlichen Roman „Mädchenmeute“ die Jugendliteratur-Szene im Sturm eroberte, 2016 wurde der Text mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.

Der Folgeband schließt zeitlich direkt an: Nach ihrem sommerlichen Abenteuer sind die Mädchen zu einer Art Stars geworden und berichten bei von der toughen Yvette organisierten Bühnenauftritten von ihren Erlebnissen. Doch dann erhält Charlotte, die schüchterne, aber enorm wortgewandte Ich-Erzählerin, plötzlich rätselhafte Videos von Bea, die als einzige der Mädchengruppe nicht in ihren Alltag zurückgekehrt ist und von der Polizei gesucht wird. Offenbar steckt sie in ernsten Schwierigkeiten ... Also besteigen die Mädchen kurz entschlossen mit Hilfe einer Journalistin, die sich als Reiseleiterin ausgibt, aber eigentlich ihre eigene Agenda verfolgt, ein Containerschiff nach Marokko. Inklusive einer eingeschmuggelten blinden Passagierin.

Nicht nur die Gruppendynamik innerhalb der Mädchen ist diesmal die Herausforderung, sondern auch die zunehmend beklemmende Atmosphäre an Bord, was mit dem offenbar durch eine unheimliche Begegnung nachhaltig verstörten Kapitän und dem tyrannischen Ersten Offizier zu tun hat, aber auch den ungerechten Arbeitsbedingungen auf hoher See, die Charlotte durch den Kontakt zur Mannschaft zunehmend bewusst werden. Gleichzeitig wird auch in den Videos von Bea, die quasi als zweite Erzählebene im Text fast drehbuchartig nacherzählt werden, die Stimmung immer bedrohlicher und die Zeit drängt.

Doch ein Containerschiff wie die Lexy Barker hat seinen eigenen Fahrplan und eine solche Reise ihren eigenen Rhythmus: „Es war komisch, dass alles sich ständig veränderte auf dem Schiff und um das Schiff herum immer dieses riesige Wasser blieb. Der Himmel darüber auch. Die Wassermasse hatte ein Ende, der Himmel nicht. Wenn man in beides weit, weit, weit hineinreisen würde, würden beide Massen dunkel werden. Ich kam mir vor wie der Startpunkt nach egal wohin, auf jeden Fall ins Schwarze, als ob ich fiel und stieg gleichzeitig, als ob ich mich nach vorne und zurück bewegte. Ich meine, wir fuhren auf einer Kugel. Da ist man immer auf dem Rückweg eigentlich.“

Auf fast 500 Seiten wird eine Fülle von Themen verhandelt, die der Skurrilität der Handlung um nichts nachsteht, komisch, aber auch anrührend, packend bis zum Ende der im wahrsten Sinne des Wortes stürmischen Reise, die natürlich die titelgebende Meuterei beinhaltet.

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