Nichts am Hut mit dem Himmel

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Ein schonungsloser Umgang mit existenziellen Fragen wie jener nach der Existenz Gottes oder dem Sinn des Leides – das ist eine der Eigenschaften, die die niederländische Kinderliteratur so besonders machen. Neben bekannten Stimmen wie Guus Kuijer oder Peter van Gestel reihen sich auch jüngere Autoren und Autorinnen in diese Tradition ein: Der 1985 geborene Gideon Samson erzählt seinen zweiten (und bislang ersten ins Deutsche übersetzten) Roman aus Sicht einer kindlichen Ich-Erzählerin, die nichts mehr zu verlieren hat und dementsprechend auch keine Rücksicht mehr auf Höflichkeit nimmt.

Verletzliche Seite

Belle liegt im Krankenhaus und es geht ihr schlecht: Trotz der Operation vor über einem Monat kann sie nicht aufhören, sich zu übergeben. Belle hadert mit ihrem Schicksal und ist böse auf alles – und dieses böse sein lässt sie ihre Umwelt auch ungehemmt spüren.

Ihrer Mutter sagt sie, wie furchtbar sie ausschaut, wenn sie schon wieder weint, dem kleinen Jani im Nebenbett erklärt sie, dass er sterben wird. Auch die radikalste aller Möglichkeiten, was nach dem Tod kommen könnte, erspart sie ihm nicht: Ich kann sehr gemeine Dinge über den Himmel sagen. Und das sollte ich nicht. Wirklich nicht. Ihre verletzliche Seite zeigt sie nur ihrem Schreibheft.

Nach Janis Tod wird ein kleines Stück Versöhnung, auch innerhalb ihrer zerstrittenen Familie möglich – zu den wehmütigen Erinnerungen an glücklichere Zeiten, die sie in ihrem Heft festhält, tritt die Hoffnung, dass es nach der nächsten Operation auch eine Zukunft, ein Erwachsenwerden geben könnte. Doch wie die Operation verläuft, bleibt offen …

Der Himmel kann noch warten

Von Gideon Samson Aus dem Niederländ. von Rolf Erdorf

Coppenrath 2010

160 S., geb., e 10,30

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