Franz Kafka, Hannah Arendt, Joseph Goebbels und Ulrike Meinhof - das sind nur einige der historischen Figuren, deren Biographien Alois Prinz bereits nachgegangen ist. Ein besonderes Merkmal seiner Bücher ist dabei stets der Umgang mit den Quellen, die zur porträtierten Person vorliegen: Prinz strebt nicht die lückenlose Aufarbeitung dieses Materials an, zentraler ist es für ihn, jene Momente darzustellen, die exemplarisch das Wesen der Person charakterisieren. So relativiert sich das Konzept von historischer "Wahrheit" - denn über das Wesen eines Menschen können erfundene Geschichten unter Umständen mehr aussagen als "reale".
Von damals bis heute
Wenn er nun im Gabriel Verlag eine Biographie über Jesus vorlegt, stellen sich solche Fragen in besonderer Weise, ist hier doch die Kluft zwischen dem, was tatsächlich historisch belegbar ist und dem, was an (biblischen) Geschichten, Deutungsversuchen und exegetischen Interpretationen vorliegt, besonders groß. Der Bogen zwischen der 2000 Jahre zurückliegenden Vergangenheit und der Gegenwart wird gespannt, indem beschrieben wird, wie die Schauplätze von bekannten Evangelienstellen heute ausschauen und was deren Botschaft für Menschen heute bedeuten kann - durch eine knappe und verständliche Wiedergabe theologischer Fachdiskurse. Gleich im einleitenden Kapitel wird die Formulierung von "wahrer Mensch und wahrer Gott", wie sie das Konzil von Chalkedon festgelegt hat, aufgegriffen. Wenig bekannte sozialhistorische Hintergründe werden beleuchtet und so ganz unterschiedliche Aspekte eines Lebens gezeigt, von dem man meint, schon alles gehört zu haben, und doch letztlich so wenig weiß.
Jesus von Nazaret
Von Alois Prinz Gabriel 2013, 240 S., geb., € 17,50
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