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Die Technikaffinität der sogenannten Digital Natives wird immer wieder öffentlich diskutiert. Dennoch gibt es nicht wenige Jugendliche, die das Gegenteil lockt: der anachronistische Reiz von Mittelalter-Festivals oder möglichst originalgetreuen Rollenspielen. War es in ihrem ersten, von der Jugendjury des Deutschen Jugendliteraturpreises ausgezeichneten Roman "Erebos" die Welt der Computerspiele, denen sich Ursula Poznanski gewidmet hat, ist es nun ein ausgerechnet im österreichischen Wieselburg angesiedeltes Mittelalter-Rollenspiel.

Spannendes Rätseln

Protagonist Bastian, ein ehrgeiziger Medizinstudent, ist nur durch den Charme eines Mädchens zur eingeschweißten Gruppe dazugestoßen und nicht ganz sicher, was er von dem ganzen Szenario halten soll -zumal eingangs radikal alles abgesammelt wird, was im 14. Jahrhundert (daher auch der Titel von Spiel und Buch, "Saeculum") noch nicht erfunden war. Dies gilt nicht nur für Luxusdinge wie Handy und Schokolade, sondern auch Bastians Brille - was nicht ohne Folgen bleiben wird. Denn schnell kippt die Stimmung, als immer mehr Mitglieder der Gruppe spurlos verschwinden. Mit Bastians ständigen Rationalisierungsversuchen bleibt bis zum Ende des spannend erzählten Textes in der Schwebe, ob es sich, wie einige der zunehmend panisch werdenden Mitspieler vermuten, um einen alten Fluch handelt, es für alles eine logische Erklärung gibt oder ein Mörder sein Unwesen treibt.

So wird auf knapp 500 Romanseiten gerätselt, verdächtigt, geliebt, gehungert und schließlich in an Texte wie "Herr der Fliegen" erinnernder Radikalität (fast) bis zum Äußersten gegangen.

Saeculum

Von Ursula Poznanski

Loewe 2011

492 S., kart., € 15,40

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