Lenys Geschichte: "Eine Handvoll Karten" von Rachel van Kooij

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Unser Lektorix des Monats.

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Dem Album als Organisationsform narrativer Kohärenz widmete sich im vergangenen November eine Konferenz an der Universität Wien, veranstaltet gemeinsam mit der Wienbibliothek im Rathaus und dem Literaturhaus, Institutionen, die in ihren Beständen zahlreiche Alben verschiedenster Provenienz archivieren.

In ihrem neuen Jugendroman setzt Rachel van Kooij ein real existierendes Album zwar nicht als Organisationsform, aber als Ausgangspunkt ihrer Geschichte ein, die historische Ereignisse literarisiert: Als Kind hatte sie im Haus ihrer niederländischen Großeltern ein Album mit Ansichtskarten entdeckt. Auf die Frage, wem es gehöre, bekam sie als Antwort: einer Freundin, Leny, die ermordet wurde. Jahre später beschloss die Autorin herauszufinden, wer dieses Mädchen war.

Fakten und Fiktion

Der Text beginnt mit der Ermordung von Leny und ihrer Familie in den Gaskammern von Birkenau, um dann chronologisch die Jahre von ihrer Geburt 1929 an, meist personal aus der Sicht von Leny, nachzuerzählen. Eine Zeitleiste, die jeweils an den Rand der Seite gesetzt ist, erleichtert die Einordnung der Geschehnisse, deren historischer Verlauf in einer ausführlichen Chronologie nachgereicht wird: Dort weist die Autorin auch aus, welche Begebenheiten durch Berichte von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen überliefert sind und welche sie erfunden bzw. weitererzählt hat. Die Alltagserfahrungen von Leny ähneln denen anderer junger Mädchen wie Ruth Klüger oder Anne Frank, die bereits in literarischer Form vorliegen – bemerkenswert ist aber die Verschränkung von Fakten, eigener Familiengeschichte und Fiktion, die die Autorin hier vorgenommen hat.

Eine Handvoll Karten
Von Rachel van Kooij
Jungbrunnen 2010
272 S., geb., e 16,90

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