Von Fischen, Falten, Fenstern: "Superguppy"

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Unser Lektorix des Monats.

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"Wer noch weiß, was ein Gedicht ist, wird schwerlich eine gutbezahlte Stellung als Texter finden.", bemerkte einst Theodor W. Adorno in seiner "Theorie der Halbbildung".

Dennoch: Gerade im Bereich der Kinderlyrik finden sich immer wieder bemerkenswerte neue Versuche, sich der Frage zu nähern, was denn nun ein Gedicht sei. Der Kölner Boje Verlag startet nun unter dem Titel "Gedichte für neugierige Kinder" eine neue Reihe mit moderner Lyrik für junge Leser/innen. Edward van de Vendel, ein niederländischer Autor, der im deutschsprachigen Raum mit einigen Jugendbüchern, vor allem aber mit seinen poetischen Bilderbuchtexten ("Anna Maria Sofia und der kleine Wim", "Großvater, Kleinvater") für Aufmerksamkeit gesorgt hat, gestaltete den ersten Band. Seine Gedichte nehmen ihren Ausgangspunkt bei scheinbar banalen Dingen des Alltags - unter lakonischen Titeln wie "Telefon", "Falten", "Zucker" oder "Morgen", die jeweils in giftgrüner Schreibschrift über den kurzen Texten stehen, stellt ein lyrisches Ich philosophische Betrachtungen unterschiedlichster Art an. "Ich träumte, dass ich träumte, / anschließend war ich wach. / Doch mein Traum ging weiter - / wach war ich erst danach." Der Dämmerzustand zwischen Träumen und Wachen, die Schwierigkeiten der Kommunikation zwischen Mensch und Fisch, Omas Falten, die weiterschmunzeln, auch wenn sie selbst nicht mehr lacht - eine Fülle von Themen unmittelbar aus der kindlichen Lebenswelt kommt hier zur Sprache.

Wortneuschöpfungen

Die Grundstimmung in van de Vendels Texten ist stets heiter, ohne platt zu werden, dennoch sind Tiefgang und Ernsthaftigkeit spürbar. Rolf Erdorf hat die Gedichte gekonnt und stilsicher ins Deutsche übertragen, er verwendet dabei so wunderbare Wortneuschöpfungen wie "wasserwortetaub" oder "menschenstimmenstill", die zu einem eigenen Weiterspinnen und lustvoller Auseinandersetzung mit Sprache einladen. So konkret und gleichzeitig offen wie die Texte sind auch die Illustrationen, in denen Fleur van der Weel das lyrische Ich als charmant-struppigen kleinen Hund in Szene setzt. Die Bilder sind ausschließlich in Schwarz, Weiß und Giftgrün gehalten. Humorvoll nehmen sie Elemente der Texte auf und erzählen doch auch eigenständige Geschichten.

Auch wenn damit im Sinne Adornos eine Karriere als Texter/in möglicherweise nicht mehr in Frage kommt - ausgesprochen empfehlenswerte Lektüre für Kinder im Volksschulalter!

Superguppy
Von Edward van de Vendel
Illustr. von Fleur van der Weel
Boje 2008
64 S., geb., 10,20

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