Das Böse beschreiben

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Hannah Arendt, Hermann Hesse, Franz Kafka - die Personen, mit denen sich Alois Prinz in seinen Biografien für Jugendliche bisher beschäftigt hat, sind zwar stets vielschichtig und ambivalent, meist überwiegen aber die positiven Aspekte. Nun widmet er sich einer historischen Figur, die wie kaum eine andere mit polemischen Attributen wie "Dämon der Macht" oder "Satan" bezeichnet wurde: Joseph Goebbels. Auf Grundlage des größtenteils unveröffentlichten Nachlasses und der Tagebücher zeichnet er das Porträt eines Mannes, der nicht "zeit seines Lebens der Teufel [war], als der er vom Ende her erscheint."

Differenzierte Reflexionen

Im chronologischen Verlauf von 1897 bis 1944 wird neben einer Lebensgeschichte auch die von gesellschaftlichen Konflikten geprägte Entwicklung der Weimarer Republik, die ja gerade in Österreich selten zum Thema wird, anschaulich nachgezeichnet. Prinz erzählt spannend und nuancenreich - die besondere Qualität des Textes liegt aber in seinen differenzierten Reflexionen, wie die Biografie eines solchen Menschen überhaupt geschrieben werden kann. In seinem Prolog thematisiert der Autor einige brisante Fragen, die hier in einem anderen Ausmaß als sonst zu bedenken sind: Muss man die porträtierte Person sympathisch finden? Welcher Erzählton ist angebracht? Zentrales Anliegen ist ihm dabei jedenfalls, die geschilderte Dynamik auch im Jetzt wahrzunehmen: "Es gibt anscheinend jene Kraft, die das Gute will und das Böse schafft. Dieser Kraft nachzuspüren, sie zu beschreiben, ihr gegenüber sensibel zu werden, um sie auch in der Gegenwart zu entdecken und ihr zu widerstehen, das ist die Absicht dieses Buches."

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