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Ewald Putz zeigt den Hochschwab: majestätisch unwegsam und erfolgreich bewirtschaftet.

Seine Freunde trauten ihren Augen nicht, als sie - bequem ausgestreckt in den Liegestühlen vor der Hütte - zwei Schier vom Himmel fallen sahen und dann den jungen Burschen dazu ("Um Himmels Willen, Otto!"), der ebenso wenig wusste, wie ihm geschah, schon gar nicht als er kurz darauf im Leichensack erwachte und am nächsten Tag im Krankenhaus seine eigene Todesanzeige in der Zeitung las.

Mein Vater war damals Anfang der fünfziger Jahre bereits der vierte, der am Hochschwab im Nebel die Orientierung verloren hatte, und über die Nordwand in die Tiefe gestürzt war. Aber er war der erste, der dieses Abenteuer überlebte und mit Knochenbrüchen davon kam. Und deshalb heute noch immer wieder gern vom Hochschwab erzählt.

Ewald Putz, eine knappe Generation jünger, begann sich 1970 mit Berg- und Reisefotografie zu beschäftigen und den Hochschwab kennt er auch bereits seit vielen Jahren. All das merkt man seinem Bildband auch an. Den Blick für die sanfte Idylle der Alm hat er ebenso wie jenen für die Ästhetik des Unwirtlichen, das fasziniert, Respekt heischt, wunderschön sein kann oder manchmal auch lebensbedrohlich. Steile Hänge, scharfe Grate und nebelverhangene Schneefelder zwischen den Felswänden, all das in Schwarz-Weiß und manchmal unwirklich wie eine Mondlandschaft, wechseln sich ab mit friedlich grasendem Vieh nebst Buttertopf auf der Almwirtschaft, klaren Gebirgsbächen, deren Rauschen man beim Blättern zu hören meint, und botanischen Seltenheiten in Großaufnahme, all das meist in Farbe.

Ewald Putz' Blick durch die Kamera ist aber auch keineswegs ein verklärter. "Der Berg - Das Wasser - Die Menschen" heißt es im Untertitel. Holzfäller, Traktoren und Plotteggs gehören eben auch schon längst zum Hochschwab, zumindest dort, wo er es zulässt. Am Fuße des Berges, in den Tälern und auf den Almwiesen. Die unwegsamen höheren Regionen zeigt uns Putz aber heute noch ebenso majestätisch erhaben, wie sie damals schon waren, als mein Vater am Hochschwab aus den Wolken fiel.

HOCHSCHWAB

Der Berg - Das Wasser - Die Menschen

Von Ewald Putz, Verlag Christian Brandstätter, Wien 2004, 255 Seiten, geb., mit zahlr. Abb., e 41,-

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