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Binkie ist wieder da!

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— und das ist wichtig 1 Daran hat sich der verlorene Sohn zu erkennen gegeben. Das kam so: Ein Engländer, mit einer Französin verheiratet, muß beim Einmarsch der Deutschen in Paris fliehen und Frau und eben geborene Kind zurücklassen. Die Frau kommt um. Das Kind — ? Von dem weiß der Vater nichts. Nach fünf Jahren macht er sich auf die Suche nach seinem Kinde. Spuren führen ihn in eine kleine französische Provinzstadt, in deren Waisenhaus ein kleiner Bub ist, „der es sein könnte“. Acht Tage versuchen die beiden, ob irgendeine gemeinsame Erinnerung oder ein Anzeichen der Echtheit zu finden ist. In den täglichen zwei gemeinsamen Stunden wächst des Kindes Zutrauen und das Mißtrauen des „Vaters“. In den anderen Tagesstunden quält er sich in dieser Kleinstadt herum, wie das so zu gehen pflegt in der Zeit des „Schwarzmarktes“. Ein Amüsement mit einer „Schönen“ bringt ihn auch auf den Zirkusplatz, wo er in einer Schießbude einen kleinen „Wurstel“ gewinnt. Aber der „Vater“ hat die Suche und Ungewißheit satt — er ist gewillt, mit der „Schönen“ nach Paris zu verschwinden und den Knaben im Waisenhaus zu lassen. Zum Abschied schickt er den gewonnenen Wurstel ins Waisenhaus. Da er aber den Zug verfehlt, geht er nochmals dorthin, und als er den Flur des Waisenhauses betritt, hört er eine jubelnde Kinderstimme: „Binkie! Binkie ist wieder da!“ Binkie war aber das erste Spielzeug, das der „Vater“ einst seinem neugeborenen Sohne geschenkt hatte.

Marghanita Laski hat diese Geschichte, einen Roman, unter dem Titel „Wer sucht, wird gefunden“ (Zürich, Verlag der Arche. Uebersetzung aus dem Englischen von Elisabeth Schnack. 221 S.) erquickend realistisch geschrieben. Bei der Suche nach seinem Sohne fand sich der suchende Vater aus allen Verwirrungen seiner Sinne und eines egoistischen Berufes wieder selbst: an seinem Kinde wurde der Vater wieder ein Mensch.

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