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Das Frauenorchester von Auschwitz auf der Bühne der realen Welt

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Bratalität, uiumenschliche Schikanen, Massenmorde -und Musik. Die Häftlingskapellen in den Konzentrationslagern vnirden eingerichtet, um die Häftlings-Arbeitskommandos zu gleichem Schritt und Tritt anzuhalten und für die SS-Führer und Be wacher aufzuspielen. In den wenigen Stunden der Freizeit, am Sonntag nachmittag, hatten auch die Häfthnge Gelegenheit, dem Mijsizieren ihrer Kameraden zu lauschen. Man schöpfte Kraft und Hoffnung auf ein Ende des Schreckens, auf ein Überleben. Gerade in schwierigen Situationen vermag ja Musik eine wirkliche psychische Hilfe zu sein. In Arthur Millers „Spiel Zeit" wird die Autobiographie von Fania Fenelon, die selbst dem Frauenorchester von Auschwitz-Birkenau angehörte, auf die Bühne des Theaters der Jugend (1010 Wien, Lihengasse 3) gebracht. Mit spürbarer Ergriffenheit erleben die Besucher — vor allem der jüngeren Generation - die Geschichte dieses Frauenorchesters, das unter der Leitung von Alma Rose, einer Nichte von Gustav Mahler, stand. Es ist dem engagierten Darstellerteam unter der Leitung von Lilly Axster zu danken, daß die schwierige Materie überzeugend vermittelt wird. Sehr berührend auch die musikalische Bearbeitung und Umrahmung von Ursula Slawdcek. (Für Besucher ab 14. Telefon 93 25 46; bis 22. März.)

Es ist aber nicht wahr, daß die Welt nur aus Scheußlichkeiten besteht. Man könnte den guten Kern, den jeder Sterbliche in sich trägt, in ihm bestärken; nicht schlitzohrig auf seine Instinkte spekuheren. Der Redakteur müßte sich nach getanem Werk befriedigt nach Hause begeben können. Man müßte ihm danken dürfen für das, was er uns geboten hat, nicht sich abwenden müssen und mit einem schalen Gefühl durch den Abend schleichen.

Freilich, die Aufgabe ist nicht leicht, das Angebot fehlt, muß geschaffen werden. Wohl dem, der eine karitative Vorführung er-möghcht hat - aber leider verlacht wird. Engel, wo seid Ihr? Wer denn, wenn nicht Ihr, vermöchte dem Bösen zu wehren.

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