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Drama unter Blinden

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Ein Schauspiel, bei dem zehn Blinde und nur zwei Sehende über die Bühne gehen, scheint auf den ersten Blick makaber. Dem Spanier Antonio Buero-Vallejo ist es gelungen, nach den ersten Worten den menschlichen Kontakt zwischen der Bühne zum Publikum herzustellen und in das tiefste Problem der Blindheit zu leuchten. — In der Blindenanstalt des Don Pablo, der selbst nicht sieht, aber in seiner sehenden Gattin eine verständnisvolle Mitarbeiterin gefunden hat, geht et liebenswürdig zu. Et wird gelernt und musiziert, gelacht und geliebt; die Blinden sind zu „Nicht-Sehenden“ geworden, die überzeugt sind, den Sehenden gleichwertig, wenn nicht überlegen zu sein. Bis zum Tag, an dem Ignacio von seinem Vater in das Haus gebracht wird. Ignacio findet den billigen Selbsttrost lächerlich; er meutert gegen sein Schicksal, und es gelingt ihm, seine Leidensgefährten anzustecken. Um den Frieden und das Glück des Hauses ist es geschehen. Ob der Schluß so abrupt kommen mußte, darf bezweifelt werden.

In einer sich steigernden Spannung rollen drei Aufzüge ab. Das Theater für Vorarlberg und sein Direktor, Professor Richard Wegeier, haben wieder einmal den traditionellen Wagemut bewiesen und in Richard Rieß einen vorbildlichen Bearbeiter und Regisseur gefunden. „Glühende Finsternis“ ist ein treffender Name. Hannes Herret zeichnet einen Ignacio, der sich verzehrt im Kampf gegen etwas, in dem er nur fromme Lüge sieht. Von den Darstellerinnen seien Susanne Kappeler und Elke Reissert besonders hervorgehoben; psychologische Tiefe erreichten Alex Freihart und Gerda Zangger als Direktorspaar.

Nach „Endspurt“ von Peter Ustinov, mit dem das Theater für Vorarlberg bis nach Südtirol ging, hat diese Bühne ihren Freunden neuerlich ein hartes Problemstück geboten.

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