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Ein bibliophiler Lichtblick

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„Irgendwann macht sich das Wort auf den Weg“ — das ist der erste Satz von Christoph Janacs’ jüngstem Buch. Betrachtet man den Rahmen, so läßt sich feststellen, daß es gut angekommen ist, das Wort, nämlich in der Edition Christian Thanhäusers, eines oberösterreichischen Graphikers und Verlegers, der es sich in granitener Querköpfigkeit zur Lebensaufgabe gemacht hat, auch in Zeiten der Wegwerfli- teratur schöne Bücher herzustellen. Sein bisher dritter Band wird aufgrund des sorgfältig ausgewählten Papiers, des präzisen (Hand)Satzes und den Holzschnitten Thanhäusers, die mit den Texten in einen Dialog treten, zum sinnlichen Vergnügen.

Der in Linz geborene und in Salzburg lebende Autor, dem Publikum durch Prosabände bereits bekannt, macht einen längst fälligen Schritt. In diesen Gedichten präsentiert sich jene Verbindung von genauem Blick und behutsamer sprachlicher Annäherung, die ihn auch als Erzähler auszeichneten. Insbesondere im zweiten Teil gelingen ihm eindringliche Bilder: „Die Zäune wurden versetzt, es gibt keinen Zweifel, die Landschaft ist anders als gestern.“ Gerade jene Gedichte — und es sind durchwegs pure Gedichte — die sich mit dem Schatten, mit dem Mond, mit dem Garten befassen, eröffnen in stiller Subversion neue Perspektiven, verändern damit längst bis in den letzten Winkel beleuchtet geglaubte Landschaften, „hören Sie? es hat sich schon wieder einer, wie da gleich alles wak- kelt. / sagen Sie ihm, er soll sich beherrschen, sagen Sie’s ihm.“ Also: Sagen Sie dem Janacs, er soll sich nicht weiter beherrsche^ mit der Lyrik!

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