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Ein Fressen für die Kritiker

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Der Roman „Hoffmans Hunger" des routiniert fabulierenden Holländers Leon de Winter, in Zeitungen hochgelobt oder empört abgelehnt, vom „Literarischen Quartett" nach Noten verrissen, hat sich des Widerspruches wert erwiesen.

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Der Roman „Hoffmans Hunger" des routiniert fabulierenden Holländers Leon de Winter, in Zeitungen hochgelobt oder empört abgelehnt, vom „Literarischen Quartett" nach Noten verrissen, hat sich des Widerspruches wert erwiesen.

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Es ist einer der vielen Remark ne über das hochpohtische Jahr 1989. Jedes der 18 Kapitel ist datiert. „Die Nacht des 21. Juni 1989" in Prag macht den Anfang, und „Der Abend des 31. Dezember 1989" (in Den Haag) beendet die Geschichte.

Freddy Mancini ist so verfressen, daß er kaum noch gehen kann, hat sich aber von seiner Frau zu einer Gruppenreise nach Prag überreden lassen. Unstillbarer Hunger treibt ihn nachts aus dem Hotel auf die Suche nach einem offenen Gasthaus. Er wird vom Taxifahrer beraubt und dann (unentdeckt) Zeuge der Entführung eines anderen Reise-

teilnehmers. Dessen Schicksal bleibt allerdings offen.

Der unglückliche Felix Hoffman, holländischer Botschafter in Prag, ist seit dem Tod seiner Zwillingstöchter nur noch hungrig und ehelicher Gefühle satt. Ohne aus üblen Erfahrungen in Afrika gelernt zu haben, lernt er eine 33jährige Journalistin kennen (und lieben), die natürlich für den Geheimdienst arbeitet: Doppelagentin.

Der j^erikaner John Marks, Geheimdienstmitarbeiter, liebt Hoffmans Frau, doch will sie ihren kränkelnden Mann nicht verlassen. Hoffmans Liaison mit der tschechischen Spionin bleibt kein Geheimnis, er geht in Pension, doch das ist noch lange nicht

alles; denn er liest, nein, studiert (den ganzen Roman hindurch) Spinozas „Abhandlung über die Verbesserung des Verstandes" (später dessen „Ethik"). Die Zitierungen aus diesem Werk sowie die Gedanken, die Hoffman sich bei der Lektüre macht, durchziehen wie ein roter Faden den scheinbaren Agententhriller. Ist es überhaupt einer, hungert Hoffman nach leiblicher oder nach geistiger Nahrung? Der Roman ist bereits verfilmt und hat die Kritik reichlich begeistert oder verärgert.

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