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Ein Karussell der Widersprüche

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DIE ROMANOWS. Geschichte einer Dynastie 1613 bis 1917. Von E. M. Almedingen. Aus dem Englischen von Flora Z a n d 1. Verlag Fritz Molden, Wien, 1968. 432 Seiten, 16 Bildtafeln, Leinen. S 168.—•

Ist schon Geschichtsschreibung an sich eine der schwierigsten wissenschaftlichen Aufgaben, so verschließt sich die russische Geschichte besonders der Erforschung. Wohl kennt man gut die Kulturgeschichte, über dem politischen Geschehen aber liegen noch immer dichte Schleier. Die Romanows füllen zwar nur drei Jahrhunderte vom russischen Jahrtausend, in ihrer Zeit vollzog sich aber der Aufstieg zur Weltmacht durch Öffnung nach dem Westen und Ausdehnung im Osten. Die Autorin aus russisch-englischem Adel versucht einen Ausgleich zwischen den Extremen des Moskowitertums, denen die Kronenträger verfallen waren, seit 1917 ist das historische Blickfeld sichtlich erweitert, der Leser kann jeden Herrscher vom Thron bis in das Schlafgemach begleiten, nichts Privates bleibt verborgen. Die Romanow-Ära ist ein Karussell der Widersprüche, ein bunter Szenenwechsel von Verschwörungen, Tötungen, Liebhabern, Mätressen, vom .Volk, das sich von Rasin bis Lenin ohne Parlament und Demokratie seinen Anteil an der Geschichte sichert, von großen Reformen und Kulturtaten, von Tyrannen und humanen Zaren wie von Alexander III. und Nikolaus II. Die Almedingen-Geschichte der Romanows vermeidet ein Abgleiten in den Roman und bereichert sehr wesentlich das Wissen um das neuzeitliche Rußland.

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