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Ein kleines Schicksal in allzu großen Zeiten

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Unscheinbare Bücher verdienen oft mehr eine eingehende Besprechung als spektakuläre. „Teufelslist..." ist so eines. Die Jugend- und Schulzeit des Mädchens Melanie, Jahrgang 1931, wird aufgezeichnet.

Es ist ein kleinstädtischer Entwicklungsroman, gut denkbar irgendwo im Mühlviertel. Auf eine Kindheit fällt, unbegreiflich wie bei jedem Schicksal, das Auge des Teufels, der ihr viel Unglück beschert: ein linkisches Wesen, einen sturen Vater, lieblose Lehrer, und die Umstände der Nazizeit,, wo das Teuflische zum System geworden ist. Dabei geht das Böse ökonomisch vor: Die Brutalität im Großen summiert sich aus kleinen gutgemeinten Bücksichtslosigkeiten. Des Teufels Material sind überall die Mitläufer, die Loyalen, die „kreuzbraven Leute, die allen Predigten lauschen".Ein Passionsspiel aus der Provinz, holzgeschnitzt, anspruchslos, eindrücklich.

Die Sprache ist einfach und klar; hinter der hochsprachlichen Form scheint die Mundart durch, nicht aus Unvermögen, sondern als Eigenart. Die Großmutter erzählt, wie es damals war.

Und kluge Enkel verstehen, daß es heute mit der Teufelslist nicht anders ist. Nur die Masken sind modern. Besonders zu erwähnen sind die Federzeichnungen Johannes Langers. Wenige Striche oft nur, ein paar Kleckse, originell, knapp und wesentlich. Das Unscheinbare ist auch hier die Stärke.

TEUFELSLIST UND RATTENMIST

Die Erlebnisse des Mädchens Melanie in der Notzeit vor und während des Zweiten Weltkriegs.

Von Maria Hauser. Illustrationen von Johannes Langer.

Ennsthaler Verlag, Steyr 1995.

206Seiten, Ln, öS 198-

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