7085986-1994_14_19.jpg
Digital In Arbeit

Ein Slowene in Wien

Werbung
Werbung
Werbung

Ivan Cankar zählt zu den wichtigsten slowenischen Autoren. Als 20j ähriger Student kam er 1896 nach Wien und blieb - als freier Schriftsteller - bis 1909 in der Hauptstadt. Nach seinem frühen Tod im Jahre 1918 sind einige Werke von ihm auch in deutschen Übersetzungen erschienen, doch blieb er einem größeren Publikum unbekaimt.

Nim hat der Klagenfurter Drava Verlag seine literarischen Skizzen aus Wien in der gelungenen Übersetzung Ervrai Köstlers in Buchform ver-öffenthcht. In der Wiener Vorstadt Ottafcring, wo er viele Jahre in der Ljindauergasse Nummer 26 wohnte, begegnete Cankar gescheiterten Menschen, den fremden Arbeitern, die sich mit einer versteckten Angst durch die Stadt schleppten. Diese Protagonisten, Menschen aus Mähren oder der Slowakei, erlebte er unter den tragischen Bedingungen der frühkapitalistischen Ausbeutung und Erniedrigung. Die Einsamkeit der vergessenen Kinder, der verlassenen Frauen, der arbeitslosen Arbeiter löste in Cankar einen Gemütszustand der Schuld und der Traurigkeit aus.

Seine Skizzen und Kurzerzählungen sind oft charakteristische Fragmente von Ereig-russen, die Empfmdungen auslösen. Es sind einige egozentrische Haltungen (egoistische Liebe, Verweigerung der Solidarität mit dem leidenden Mitmenschen), die die Grundlage seiner Literatur imd der inuner größer werdenden Humanität bestimmen. Cankars klarer, symbolistisch-neoromantischer Stil ist im slowenischen Original erregend schön. Die Übersetzung vermittelt auch dem deutschsprachigen Leser einige dieser Qualitäten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung