7136037-1997_46_31.jpg
Digital In Arbeit

Erbschleicher mit erstklassiger Technik

Werbung
Werbung
Werbung

Das Thema ist alt, doch hat es überhaupt nichts an Aktualität verloren: „Der Erbschleicher” heißt eine neue Komödie von Josef Dirnbeck. Der Autor schreibt jährlich ein Stück für das „Kleine Rotenturmer Schloßtheater” seines Heimatortes und nimmt als Vorwurf dafür Werke der Weltliteratur. Diesmal hat er die Geschichte des Gianni Schicchi von Dante ausgewählt und in einen burgenländischen Ort der, Gegenwart versetzt.

Eine reiche Witwe wird zum Pfle-gefall. Keiner der Verwandten hat Lust, die Pflege zu übernehmen, doch umso eifriger sind sie hinter der Erbschaft her. Schließlich werden sie Opfer ihrer eigenen Gier und verlieren alles an eine noch geschicktere - nun eben auch an eine Erbschleicherin. Der Text ist halb in Hochdeutsch, halb in einer gedämpft-burgenländi-schen Mundart verfaßt und spart nicht mit Seitenhieben auf Probleme der Gegenwart. Da werden die „gewollten und ungewollten Nebenwirkungen” von Medikamenten ebenso durch den Kakao gezogen wie so manche Formen des modernen Theaters. Durch die Charakterisierung der Personen aber erhält diese Komödie einen ernsten, nachdenklich machenden Unterton.

In einem ganz sparsam möblierten Einheitsbühnenbild agieren die Laienschauspieler unter der behutsamen Führung des Autors mit Schwung und Spielfreude. Ihre Sprechtechnik ist so gut, daß sich so manches professionelle Theater etwas davon abhören könnte. (Voraussichtlich noch bis Ende Dezember.)

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung