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Treibholz der Leidenschaften

19451960198020002020

DSCHUNGEL. Roman. Von Friedrich Wall isc h, Hans-Deutsch-Verlag, Wien-Stuttgart- Basel. 398 Seiten. Preis 128 S.

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DSCHUNGEL. Roman. Von Friedrich Wall isc h, Hans-Deutsch-Verlag, Wien-Stuttgart- Basel. 398 Seiten. Preis 128 S.

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Noch ehe der erste Weltkrieg ausbrach, lernte Friedrich Wallisch als österreichischer Diplomat nicht nur den Balkan, vor allem Albanien und Serbien, sondern auch das Leben in den Tropen kennen. Seine Erfahrungen und Erlebnisse regten Wallisch zu dichterischer Gestaltung an. In Romanen, Novellen, Dramen und lyrischen Aussagen setzte sich der Autor mit den verschiedenartigen Problemen auseinander, die sich in diesen Landstrichen ebenso für Einheimische wie für Fremde ergeben. Die unter dem Titel „Der Adler des Skanderbeg“ veröffentlichten Briefe aus Albanien sind ebenso aufschlußreich wie „Die Pforte zum Orient“, ein serbisches Tagebuch, oder der Afrikaroman „Glück und Baumwolle“;

In diesem Zusammenhang sei hervorgehoben, daß Friedrich Wallisch auch namhaften geschichtlichen Persönlichkeiten des alten Österreichs in seinen Werken ein Denkmal gesetzt hat, so fand das Buch „Die Flagge Rot-Weiß-Rot“, das Männer und Taten der österreichischen Kriegsmarine in vier Jahrhunderten würdigt, weite Verbreitung und starken Widerhall.

In dem soeben erschienenen Ro-

man „Dschungel“ befaßt sich Wal- lisch aufs neue mit dem Leben in den Tropen, das in unserer Epoche noch problematischer und gefahrenvoller geworden ist als zu Beginn unseres Jahrhunderts. Leon, die Hauptperson des Romans, begibt sich, angewidert von den Auswüchsen einer dekadenten Zivilisation, in die Tropen. Zu seiner Enttäuschung sind die Mädchen der Eingeborenen ebenso zum Treibholz ihrer Leidenschaften geworden wie die aus Europa stammenden Offiziere. Auch die Rückkehr zu seiner geliebten

Claudia, einer Dame von Welt, vermag ihn nicht von seiner inneren Unrast zu befreien. Deshalb rafft er sich zur Wiederholung seines Dschungelabenteuers auf und findet ein tragisches Ende. Wallisch schildert faszinierend den Zauber dieser asiatischen Welt, in der braunhäutige Mädchen Sumpfblüten gleichen. Dabei weist der Autor im Gange der Handlung ohne jede Aufdringlichkeit auf die letzten Ursachen menschlichen Versagens hin, so werden unter anderem auch Missionsprobleme und soziale Fragen angeschnitten. Die Folgerungen, die sich daraus ergeben, sollten von Ost und West beherzigt werden.

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