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McKinseysiert

Die Aktien steigen, wenn Arbeitnehmer fallen - derart provokant will Rolf Hochhuth jene menschenverachtenden Tendenzen der Wirtschaftswelt auf die Bühne bringen, die schon so normal und anerkannt scheinen, dass ihre Perversität nicht einmal mehr auffällt. Dafür häuft der Autor Fakten um Fakten - meist aus Zeitungsberichten - aneinander, die Zynismus und Menschenverachtung aufdecken sollen und wohl auch tun. Doch die Dramatik seines Stückes hält nicht, was der Stoff eigentlich verspricht. (Dabei warf man Hochhuth unsinnigerweise sogar vor, zum Mord an Managern aufzurufen.) Das Thema selbst, die unheimliche McKinseysierung, die bekanntlich auch Kirchen nicht verschont, bleibt weiter brisant - nicht nur für die Literatur.

McKinsey kommt Molieres Tartuffe

Zwei Theaterstücke von Rolf Hochhuth.

Mit e. Essay v. Gert Ueding. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2003. 154 Seiten, kart., e 10,30

Afrika-infiziert

Der schwedische Autors Henning Mankell pendelt seit Jahren zwischen Nordeuropa und Mosambik und macht sich gerne zum literarischen Botschafter Afrikas. Hans, die Hauptperson in Mankells bereits 1990 in Schweden erschienenen Roman "Das Auge des Leoparden", kam 1969 nach Afrika, um ein paar Wochen zu bleiben - und blieb zwei Jahrzehnte. Hans ist in einer Zeit des Umbruchs im Land: die Schwarzen beginnen sich gegen die Vorherrschaft der Weißen zu wehren, durchaus auch mit gewaltsamen Mitteln. Alle Handlungen, so Mankell, sind geprägt durch Missverständnisse zwischen Europäern und Afrikanern. Als solche sind wohl auch die Klischees zu sehen, die sich durch den Roman ziehen und gegen die der Autor anschreiben will, doch seine Sicht auf die Möglichkeit eines Miteinanders von Schwarz und Weiß und auf die Zukunft des afrikanischen Kontinents scheint hier erstaunlich traurig, pessimistisch.

Das Auge des Leoparden

Roman von Henning Mankell. Aus d. Schwed. v. Paul Berf. Zsolnay Verlag, Wien 2004. 379 Seiten, geb., e 22,10

Bücherwürmer

Detektivroman, Fantasy, Science Fiction oder Thriller: "Der Fall Jane Eyre" hat von allem etwas. Entlang eines Schemas, das einer James Bond-Verfilmung entnommen sein könnte, kreiert der Autor einen Einfall nach dem anderen. Das Verbrechen ist in der Welt der Literatur angesiedelt, die zumindest in diesem Roman weit größere Bedeutung hat, als ihr in der Realität zugestanden wird. Thursday Next, wie die originelle Schöpfung von Autor Jasper Fforde heißt, ist Literaturagentin und steht im Kampf gegen den Verbrecher Acheron Hades, der aus Charlotte Bronte¨s Roman "Jane Eyre" Figuren entfernen will. Was natürlich nicht zugelassen werden darf. Neben Literaturbösewichtern tauchen gute und böse Agenten auf, genmanipulierte Bücherwürmer und so manch andere Skurrilität. bsh

Der Fall Jane Eyre

Roman von Jasper Fforde. Aus d. Engl. v. Lorenz Stern. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2004. 375 Seiten, kart., e 15,-

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