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Der elegante Wipf

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Fusilier Wipf: Das ist jene klas- sische schweizerische Soldatengestalt, trotz ihrer Sprichwortlichkeit bei- leibe kein Verwandter des braven Soldaten Schwejk, sondern viel eher ein Vetter des Tiroler Landstiirmers von 1915. Wie dieser kein glanzender Paradesoldat, doch ein treffsicherer Scharfschutze, keine Militarmario- nette, doch bereit, die Heimat unter Aufbietung alter Kraft zu vertei- digen.

Und dieser Wipf soil nun statt der traditionellen Schweizer Uniform,

die schon Vater und GroBvater im Aktivdienst getragen haben, neu adjustiert werden. Eleganter, ver- steht sich. Und praktischer auch. Natiirlich haben sich die ararischen Modeschopfer der Schweiz auch ein- gehend umgesehen, bevor sie ihrem Wipf ein neues Kleid verpaBten. In welche Auslagen man dabei bewun- dernd geblickt haben durfte, erklart die unabhangige „Zfircher Woche" kurzlich ihren Lesern:

Im Jahre 1970, wenn ein Groflteil der neuen Ausriistung beim Wehr- mann sein wird, durfte der Schweizer Soldat vom NATO-Krieger nur noch schwer zu unterscheiden sein.

Solche Aussichten durften indessen gerade die bstlichen Militdrattaches iiberraschen: In ihren Dossiers ..Schweizer Armee — NATO" finden sich fiir den neutralen NATO-Look der eidgendssischen Milizarmee be- reits zahlreiche Beweisstilcke. Da sind die zahlreichen Kontakte, Be- suche, Austauschaktionen zwischen unserer Armee und NATO-Heeren. Da sind die offentlichen Vortrdge hoher Offiziere und die AufsUtze prominenter Militdrs jn schweize- rischen Militdrzeitschriften, wobei nicht nur fiir den Ernstfall, sondern bereits fiir den „Friedensdienst“ die Integration unserer Armee in das NATO-Dispositiv eingeplant wird. Da gibt es immer wieder in Truppen- manovem jene Dispositive, die mit schoner Selbstverstandlichkeit „An- griff von Ost" voraussetzen. Da gibt es jene naiven Spielchen um die ..subversive Kriegsfuhrung", da werden „Aufklarungsvortrdge" bei der Truppe gehalten, in denen getan wird, als hdtte sich die Weltlage seit 1948 nicht gedndert.

Kurz: Wdhrend sich der Bundesrat zusehends um eine differenziertere Neutralitatspolitik, um eine auch fiir den Osten glaubwiirdigere Neutra- litat bemuht, wird in der Armee munter getan, als gehbrten wir Idngst zur NATO — mit allem, was dies an „abendldndischer“ Auf- riistung und Gleichschaltung bedeu- tet.

Ja, die alpenlandischen Neutralen haben schon ihre gemeinsamen Sor- gen mit der Landesverteidigung. Gliicklicherweise ist aber immer je- mand da, an dem man sich orientie- ren kann. Ein groBer Freund. Oder ein groBer Bruder. Hauptsache, er ist groB genug .

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