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Ein bißchen zum Fürchten

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BAS IL RATZKI. Eine Fabel Ton Tom! IIa-g e r e r. 48 Selten. Diogenes-Verlag, Zürich. DM 18.80.

Ungerer, ein Pionier des schwarzen Humors mit konsequentem Mut zur (sogenannten) Häßlichkeit läßt mit seinem Zeichenstift die Geschichte der Ratte Basiii Ratzki lebendig werden. Basil, ein Rattenanführer „von hohem Niveau“ überredet seine Mitratten, sich beim Menschen beliebt zu machen. So werden aus den verhaßten Schmarotzern treuergebene und hilfreiche Haustiere. Doch die Ratten, ihrer Vorzugsstellung allzu rasch bewußt, werden alsbald zu faulen, korrupten und fetten Schmarotzern, die die Ermahnungen ihres Anführers mit Hohngelächter quittieren. Resigniert muß Basil mitansehen, wie seine Brüder von den Menschen Vertrieben werden. Eine Tierfabel für Kinder, deren Eltern Mut zum Experiment, Mut zur schaurig-schönen Phantasiegeschichte haben — und ihre Sprößlinge nicht nur mit buntgedruckter Harmlosigkeit abfüttern wollen. Denn Kinder ekeln sich viel weniger vor fetten Ratten als empfindsame Eltern. Und den Kleinen bereitet ein „bißchen Fürchten“ oft sehr viel Vergnügen.

*

DAS UNGLÜCKSELIGE KIND. Von Edward G o r e y. Ina Deutsche fibertragen Ton Wolfgang Hildesheimer. 65 Selten. Diogenes-Verlag, Zürich.

Charlotte Sophia, ein kleines Mädchen aus gutem Haus wird nach dem jähen Tod der Eltern in ein Mädchenpensionat gebracht. Gepeinigt von seinen Kolleginnen flieht das Kind, wird beraubt und muß in einem Kellerloch für einen notorischen Trinker künstliche Blumen anfertigen. Das Mädchen kann fliehen und wird von dem Auto des (irrtümlich totgesagten und auf der Suche nach der Tochter die Stadt durchfahrenden) Vaters überrollt. Goreys Zeichnungen spiegeln den Pulsschlag einer ebenso traurigen wie heitern, einer ebenso vergifteten wie poetischen Welt.

Auch diesen Band werden viele

Erwachsene ablehnen, wollen sie doch ihren Kindern eine heitere, wohl organisierte, eine gute Welt möglichst lange erhalten können. Das „unglückselige Kind“ allerdings straft die allzu laut propagierte „gute Welt“ Lügen, im Gegenteil, es präsentiert eine schlechte, eine kalte und ungerechte Welt.

Aber sollte nicht auch das Kind hin und wieder mit der „negativen Welt“ konfrontiert werden?

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