Einfach nur gut: "Millionen" von Frank Cottrell Boyce

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Unser Lektorix des Monats.

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"Es gibt Heilige, die früher Seeleute, Schmiede, Soldaten, Bäcker, Lehrer, Hausfrauen, Schweinehirten und sogar Könige waren. Aber in der gesamten Menschheitsgeschichte ist es kein einziges Mal vorgekommen, dass ein Immobilienmakler heilig oder wenigstens selig gesprochen wurde. Das gibt einem doch zu denken."

Ich-Erzähler Damian, mit Vater und Bruder gerade in ein neues Haus gezogen, kennt sich aus mit den Schutzheiligen. Im Garten hat er sich eine Eremitage gebaut, er kasteit sein Fleisch und hat die eine oder andere Vision.

Möglich, dass er in seinem Eifer nach gottgerechtem Leben etwas übertreibt. Immerhin levitiert er noch nicht. Und er will ja "einfach nur gut sein".

Dies fällt ihm nicht mehr so leicht, als ganze 229.370 Pfund in seine Hände geraten. Auf nicht ganz legalem Wege und schon gar nicht von Gott gesandt, wie Damian zunächst meint. Was würde wohl der Heilige Franz von Assisi mit so viel Geld machen? Damians nicht ganz so heiliger Bruder Anthony weiß jedenfalls ganz genau, was er damit anstellen würde, widmet er sich doch weitaus irdischeren Belangen wie Immobilien und Wertpapieren.

Eines teilen die beiden ungleichen Brüder: Sie haben jede Menge Geld. Aber nur 17 Tage Zeit, um es auszugeben. Denn dann werden alle ihre Millionen durch die geplante Euroumstellung wertlos sein. Schwierige Zeiten beginnen ... "Wir hatten gedacht, dass das Geld schon alles für uns regeln würde, und nun mussten wir alles für das Geld regeln."

Frank Cottrell Boyce's Roman ist höchst konstruiert, aber auch höchst amüsant. Ein Familien-Abenteuer-Gauner-Stück, das durchwegs die Balance zwischen Tragödie und Komödie zu halten weiß. Der Erfolg der "Kurzhosengang" - ebenfalls bei Carlsen erschienen - im Frühjahr in der Sparte Kinderbuch könnte nun "Millionen" gelingen. Ein herausragendes Lesevergnügen.

Klaus Nowak

Ein Buchtipp von STUBE, Institut für Jugendliteratur und die Furche

Millionen

Von Frank Cottrell Boyce

Aus dem Englischen von Salah Naoura

Verlag Carlsen, Hamburg 2004

254 Seiten, geb., e 14,40

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