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FRANZ KRIEG I EIN LEBEN FÜR DIE KIRCHENMUSIK

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Am 20. Juni vollendet Professor Franz Krieg sein 70. Lebensjahr. Weit rundet sich der Bogen der Lebensarbeit des in Döbling geborenen Künstlers: Sein Werk wurzelt im Boden des Religiösen, es atmet die Frische des Wienerisch-Volksmäßigen, und es erhebt sich in den Regionen der kultisch-gebundenen Musik zu echter Gläubigkeit. Bereits mit zwölf Jahren wirkte Krieg als Organist an verschiedenen Kirchen — mit jener Selbstverständlichkeit, die das Wesen des musikalisch Begabten in einer musisch durchtränkten Atmosphäre ausmacht. Als Schüler des Altmei sters Eusebius Mandyczewski erwarb er sich an der Wiener Musikakademie die solide Grundlage des musikalischen Satzes, wurde aber auch gleichzeitig von Franz Schreker in die Gefilde hochdramatischer Opernmusik eingeführt. Die Orgelprofessoren Rudolf Dittrich und Franz Schütz vermittelten ihm das Rüstzeug des zünftigen Organisten. Seit 1923 (nach kriegsbedingter Unterbrechung) finden wir ihn an der Döblinger Pfarrkirche als Regens- chori, zeitweilig auch an der Cani- siuskirche. Nach Lechthalers Tod 1948 übernahm er dessen Agenden an der „Ravag“ und wirkte bis vor kurzem, äußerst verdienstvoll planend und leitend, als kirchenmusikalischer Experte des österreichischen Rundfunks. So verläuft der äußere Lebensweg einfach und gerade — ein Spiegelbild der Ruhe und Sicherheit, welche die künstlerische Entwicklung kennzeichnet, die sich nicht in gewaltsamen Eruptionen, sondern in gelassener Ausgeglichenheit und in fast phäakenhafter Fröhlichkeit vollzieht.

Krieg ist ein Meister des Tones und des Wortes zugleich, eine schöpferische Doppelbegabung, wie sie sogar auf traditionsgesättigtem Wiener Boden selten anzutreffen ist. Nur er selbst würde entscheiden können, welche Sparte er für wesentlicher hielte; wir aber sind glücklich, daß er über beide verfügt.

Im Zentrum seines musikalischen Schaffens, das breit gestreut von der heiteren Sängerknabenoper bis zur strengen Passacaglia reicht, steht die Musica Sacra: Ein Werkverzeichnis des Komponisten bringt das Juniheft der „Singenden Kirche“, deshalb sei hier nur auf Kriegs bedeutendstes liturgisches Werk, auf die bahnbrechende Modellmesse „Veni sancte Spiritus“ verwiesen, die den Namen ihres Schöpfers weit über die Grenzen unseres Landes hinausgetragen hat. Der Dichter Krieg ist im Suso-Waldeck-Kreis aufgewachsen und hat neben edelgeformten Gedichten auch Operndichtungen und Wiener Stimmungsbilder geschrieben, die an die lyrische Epik Saars gemahnen; seine poetisch eindringliche, ungemein klare und mitunter vom Duft des Volksliedes erfüllte Sprache verdankt ihren zuchtvollen Ernst nicht zuletzt der künstlerischen Zusammenarbeit mit Josef Lechthaler, dessen „Haus- dityter“ Krieg gewesen ist. Aber auch andere Komponisten wie Oswald Jaeggi, Heiller, Ernst Pfiffner, Tittel usw. wandten sich vertrauensvoll an ihn, der als

Dichterkomponist ihre Wünsche verstand und ihre Forderungen einfühlend und uneigennützig erfüllen konnte.

Franz Krieg gilt heute als der getreue Eckart der österreichischen Kirchenmusik, der mit seiner gewandten, mitunter streitbaren, aber immer gehaltvollen und fein geschliffenen Feder für die neue Musica Sacra eintritt. Sein Hauptwerk, das Buch „Katholische Kirchenmusik“ (1954) legt die Prinzipien seiner künstlerischen Verantwortung als Musikreferent dar. Seit fast 20 Jahren ist Franz Krieg Mitglied der Diözesankommission für Kirchenmusik der Wiener Erzdiözese, und seit ihrem Bestehen ist er ständiger und hochgeschätzter Mitarbeiter der „Furche“, wo er in unzähligen Referaten immer für das Neue und Wahre in musi- cis eingetreten ist: Oft wirken seine Worte aufrichtend, warnend und mahnend, niemals aber verletzend. Mit einem lauteren und frohen Herzenstakt, wie ihn nur der schöpferische Künstler und wahre Kunstfreund besitzen kann, stellt er das lebendig-wir- kende Korrektiv in der zeitgenössischen Wiener Musikkritik dar, das von allen beachtet, anerkannt und geschätzt wird. — Ad multos annos!

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