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Johanna Straubs Debüt nähert sich einem Menschenleben aus vielen Perspektiven.

Philippa ist die Heldin dieses Buches, eine Durchschnittsfrau in einem Durchschnittsleben mitten in Deutschland. Ihre Eltern kommen aus kleinbürgerlichen Verhältnissen und sind geprägt vom Aufbruch der späten Sechzigerjahre. Philippa ist Scheidungskind, Studentin, erfolgreiche Frau, endlich Mutter, mutiert abgeklärt zur alten Frau, die dem Enkel eher in dessen Welt folgt als ihm die ihre, vergangene näherbringen zu wollen. Dass diese Allerweltsgeschichte sich nicht dröge liest, ist dem Kunstgriff der 37-jährigen Schriftstellerin Johanna Straub zu verdanken. Denn Philippa entsteht als Konglomerat, wird indirekt beschrieben von den Menschen, die rund um sie leben. Der Vater eröffnet den Reigen mit den Stunden um Philippas Geburt, taucht auch später immer wieder als prägende Randfigur auf. Die jüngere Schwester entwirft ein anrührendes Bild, das Mädchen, das sich später als beste Freundin entpuppen wird, zeichnet eine weitere Skizze.

Johanna Straub geht davon aus, dass sich im Leben Türen voller Möglichkeiten öffnen, aber jede Wahl Einfluss nicht nur aufs eigene Leben nimmt. Ihre Darstellung mit Hilfe vieler unterschiedlicher Stimmen ist originell, manche, Philippas Großmutter etwa, überzeugen in jeder Hinsicht. Gekonnt auch, wie sich Philippas Mann in diesem Chor Individualität bewahrt. Bei den kindlichen Erzählern ist das nicht immer so. Der Unterschied zwischen den siebziger Jahren und der Gegenwart erschöpft sich in Modewörtern und einer Rechtschreibung, die Rücksicht auf die Gegebenheiten mancher Tastaturen nimmt (keine Umlaute). Der erste Liebhaber Philippas, ein gleichaltriger Schüler vor dem Abitur, gewinnt erst zum Schluss der Szene Kontur. Manchmal scheint Philippa auch nur das Vehikel für die Beschreibung einer anderen Person zu sein. Auch das wäre reizvoll, blieben nicht zu viele offene Enden.

Vielleicht war das so beabsichtigt, auch in der Realität wird nicht alles erklärt, bleiben - glücklicherweise - Geheimnisse. Hier aber wird zu viel angerissen, ist der Blick manchmal zu flüchtig. Schade, denn manche Situationen strahlen geradezu in ihrer Pointiertheit und gekonnten Verknappung. Philippa hätte man gerne genauer kennen gelernt, aber gerade das wird versagt.

Das Zebra hat schwarze Streifen, damit man die weißen besser sieht. Von Johanna Straub

Verlag Liebeskind, München 2007

206 Seiten, geb., € 17,40

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