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Salim Alafenisch erzählt von Beduinen im Negev zur Zeit des 6-Tage-Krieges.

Ein Mann wird ermordet. Der Killer ist nicht auffindbar. Sühne wird von den Falschen verlangt. Was sich hier wie ein Krimi liest, hat stattgefunden und das Leben vieler nachhaltig beeinflusst.

Exotisch ist nicht die Tatsache, sondern das Umfeld: die Geschichte beginnt im Negev in den Fünfziger Jahren, Israel und seine arabischen Nachbarn rüsten auf, der Sechstagekrieg findet statt, in den darauf folgenden Jahren geraten die Beduinenstämme endgültig zwischen die Fronten. Die gewohnte Lebensform kann unverändert nicht mehr aufrechterhalten bleiben.

In dieser Novelle geht es um Außenseiter, die zufällig in einer Gegend leben, auf die von verschiedenen Seiten Anspruch erhoben wird, es geht nicht um den Krieg, es geht um periphere Auswirkungen. Es geht um Nomaden in einer Welt der Sesshaften, die eigene Gesetze pflegen und versuchen, mit der Umwelt einigermaßen auszukommen. Es geht um Riten, die fremd sind, und denen sich die Stämme bedingungslos unterwerfen, die nichts mit Ratio zu tun haben, aber sehr viel mit Tradition, Glaube, Gerechtigkeit.

Salim Alafenisch, aufgewachsen als Beduine, unterrichtet in Westeuropa, lehrt in Deutschland und schreibt Bücher auf deutsch, die er nicht vorliest, sondern nacherzählt. Er versucht, Moderne und aussterbende Kulturformen zu verbinden. Das mag den westlichen Leser irritieren: es wird linear geschildert, ein Puzzleteil an das andere gefügt, ein Bild entsteht, Nebensächliches wird gleich gehandelt wie ein dramatischer Höhepunkt. Alles wird aufgedeckt, aber nichts wird erklärt. Das ist gewöhnungsbedürftig, wirkt seltsam flach und bleibt doch hängen, weil diese Welt auch unsere religiösen und kulturellen Wurzeln prägte.

Warum also eine Feuerprobe so funktioniert wie sie immer noch - auch in diesem Jahrtausend - ausgeübt wird, erfährt man nicht. Dass die Neugier bleibt, spricht für das Talent, mit dem Salim Alafenisch westliche und östliche Erzählmanier mischt.

Die Feuerprobe

Von Salim Alafenisch

Unionsverlag Zürich 2007

141 Seiten, geb., € 15,40

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