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Der letzte Gedichtband von Gerhard Kofler: ein poetisches Selbstgespräch in zwei Sprachen.

Als Gerhard Kofler am 2. November des Vorjahres starb, verlor Österreich einen seiner prominentesten und besten Lyriker, der konsequent lebte und poetisch verwirklichte, was für die Sprachen-und Schulpolitik dieses Landes bis heute keinen Wert darstellt: Mehrsprachigkeit. Der 1949 in Bozen Geborene war nicht nur im Italienischen und Deutschen, sondern auch im neapolitanischen Dialekt zu Hause und veröffentlichte sogar einen spanischen Gedichtband.

Sein "Selbstgespräch im Herbst" ist so konsequent zweisprachig wie alle seine Lyrik davor. Dass der italienische Text das Original darstellt, hat er im Nachwort eigens vermerkt, aber man sieht es auch an den schönen italienischen Assonanzen wie cosa / casa oder vado / vedo, die in der deutschen Selbstübersetzung nicht aufgehen; auch laufende konten kommt nicht an conti correnti heran. Andrerseits halten deutsche Assoziationen auch Einzug ins Italienische (und müssen dort erklärt werden), wenn etwa der Dichtername Tasso im Deutschen auch Eibe oder Dachs bedeuten kann. Jedenfalls: Auch mit minimalen Italienischkenntnissen ist die zweisprachige Lektüre ein Vergnügen.

Poetische Selbstvergewisserung, Herbst-Fragmente und Spuren von Orten - vieles findet sich im klaren und doch geheimnisvollen Ton dieser Gedichte, und manchmal leuchtet eine ganz unpathetische Zuversicht, etwa in den Schlusszeilen des Gedichtes Feder und Gitarre, wo das Wort Meer, ein Grundton dieser Sprachmusik, so hehre Worte wie "Epiphanie" im Naturbild auflöst:

meine kunst

ist die freude

die durch

traurigkeit geht

die epiphanie im alltäglichen

der ewige

augenblick

himmel

im meer

Gerhard Koflers Soliloquium entfaltet seinen antiken Hintergrund ohne aufdringliche Bildungsdemonstration und verfügt über eine eigene Stimme, die sich in den letzten Versen des Bandes noch einmal überzeugend thematisiert:

wenn das meer der letzte stern ist

im panorama des selbstgespräches

trag ich in diesen kalten wind

das geheime feuer meiner stimme

SELBSTGESPRÄCH IM HERBST

SOLILOQUIO D'AUTUNNO

40 Gedichte / 40 poesie. Von Gerhard Kofler. Haymon-Verlag, Innsbruck-Wien 2005. 96 Seiten, geb., e 14,90

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