Jubiläen und Starke Frauen

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Jubiläen geben nicht unbedingt Grund zur Freude. Zumindest nicht, wenn man sich ansieht, wie sie begangen werden. Da überschwemmt der Buchmarkt die arme Leserschaft auf einmal mit Biografien sonder Zahl, bis keiner mehr weiß, wann er das alles lesen sollte und warum überhaupt. Da werden Schiller-,Goethe-, Brecht-und Kleistjahre ausgerufen und zwar nach derselben weisen Voraussicht, die die ersten Adventslebkuchen bereits in der Spätsommerhitze in die Regale der Kaufhäuser stellt: Bald werden Jubiläumsjahre wohl schon fünf Jahre vor dem anlassgebenden Datum stattfinden. (Und wenn das Jubiläum da ist, fragt man sich: Warum wird es nicht begangen?) Zudem beschränken sich Jubiläen gerne auf ein paar sogenannte große Geister und Meister (vorwiegend männlichen Geschlechts) und klatschen dem überall wahrnehmbaren Themeneinheitsbrei noch reichlich Brei dazu.

Man kann die Sache freilich auch anders sehen. Denn runde Geburtsund Todestage von Literaten schenken die Chance, Beiträge zum kulturellen Gedächtnis zu leisten, und das in einem Betrieb, der üblicherund notwendigerweise sein Augenmerk auf Neuerscheinungen wirft, und das heißt: auf das Gegenwärtige, auf das Zukünftige. Jubiläen aber bieten Anlass, an Werke zu erinnern, die vergriffen sind oder allzu rasch vergessen wurden, an Werke, die es wert sind, immer wieder gelesen zu werden.

Beeindruckende Texte und Persönlichkeiten

Dieses BOOKLET ergreift die Chance: Die amerikanische Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison teilt ihr Geburtsjahr mit Thomas Bernhard und wird im Februar 80 Jahre alt. Anlass genug, um an ihre komplexen und lesenswerten Texte zu erinnern. Ihr Roman "Menschenkind" gehört wohl zu den wichtigsten amerikanischen Romanen des 20. Jahrhunderts.

Vielen Frauen in Toni Morrisons Romanen spielt das Leben übel mit, ob ihre Hautfarbe nun schwarz oder weiß ist, ob sie Besitztümer ihrer Gutsherren oder ihrer Ehemänner sind -oder waren. Ihnen wächst aber -auch in Gemeinschaft mit Frauen, die allerdings beides sein kann: Hort und Hölle -oft beeindruckende Stärke zu.

Dass auf Morrisons "Menschenkind" gerade in einem BOOKLET hingewiesen wird, das auch eine andere beeindruckende weibliche Persönlichkeit porträtiert, ist dem Datum der Jubiläen zu verdanken. Hans-Rüdiger Schwab, Herausgeber der Werke von Lou Andreas-Salomé, richtet den Fokus in seinem Beitrag weniger auf die Schriftstellerin, die vor 150 Jahren geboren wurde, denn auf die Philosophin und Kulturwissenschafterin und ihre debattenanregenden Beiträge zum Geschlechterdiskurs vor 100 Jahren.

Das nächste

BOOKLET erscheint am 3. März 2011 als Beilage in der FURCHE Nr. 09/11

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