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Kleine Galerie

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Die ambitionierte „Kleine Galerie in der ,Musikkiste’“ stellt einen interessanten Autodidakten vor: Kurt Fiala, 32. Vor fünf, sechs Jahren hielt der junge Werkzeugmacher aus Meidling die bunten Scheußlichkeiten, die zur Winterszeit in Eissalons feilgeboten werden, für den Gipfel aller Malkunst. Zu HauSe versuchte er es selbst mit Pinsel und Farben. Dann sah er die Van-Gogh- Ausstellung. Das sonnige Lodern von Arles zündete in der Favoritner Kleinwohnung. In hellen leichten Farben, etwas pastös, malte Fiala Feuermauern und Gstättenwerk. Vorstadt ohne obligate Düsterkeit. Den „böhmischen Prater“ sieht er mit den Augen Raoul Dufys. Er weiß es nicht, kennt Dufy nicht einmal dem Namen nach. Neue Eindrücke, die Gestaltung wird freier und sicherer: Sein „Dom" ist die regenbogenfarbene Vision eines gotischen Turms, matt leuchtende Bogen und Streben in einem unwirklich grauen Winterdämmer. Der „zehnte Hieb“ versinkt in der Erinnerung, Fiala baut im Irgendwo den Turm von Babylon, halb Kolosseum, halb Termitenstock, und zum Schluß sauber zulackiert. Als Bild wohl etwas zu dürftig, doch als Dokument ein deutliches Zeichen, daß ein weiterer Schritt zur größeren Beherrschung der technischen Mittel getan wurde. Da scheint sich, wohl ganz ohne Absicht, eine Beziehung zu Lehmden und Leherb anzubahnen.

Fiala wandte sich auch der Radierung zu. Das „Ringelschpüh“ aus dem „böhmischen Prater“ wird zum Leitmotiv, er surrealisiert den Rummelplatz und stellt rudimentäre kantige Karussellsäulen ins Ödland, überhöht das rotierende Gerüst billigen Vergnügens zum Denkmal, magisch dem Laaer Berg entrückt. Es gibt keine falschen Töne in dieser Ausstellung, keine Mache, kein Kokettieren mit Bohemeallüren. Wie lauten doch die alten bewährten Rezensentenformulierungen: „Man wird sich diesen Namen merken müssen“ und „Von diesem jungen Talent ist noch manches zu erwarten." Beides paßt auf Kurt Fiala.

Die „Kleine Galerie in der Neudeggergasse“ zeigt unter dem Motto „Der gedeckte Tisch von früh bis spät“ schwedisches Kunsthandwerk. Recht appetitlich, wenn schon nicht ungewöhnlich. Bei Großmutter jausnet man mit geblümtem Service, und die bewußt altmodische Tischlampe aus hellblauem Glas, zum späten Imbiß, erweist eine Hinwendung zum Traulichen. Eine Novität: sandgestrahltes Teakholz. Als Dessert einige Ölbilder des jungen Schweden Hans Fellenius.

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